Dort erfahren jetzt die Zugereisten, dass trotz Vorurteilen gegen die peniblen Deutschen vieles weniger kompliziert ist, als es sich anhört. Obgleich doch schon so mancher Ureinwohner bei Begriffen wie "Sozialabgaben" zuckt. Doch frei nach dem Spruch des Wortverdrehers Karl Valentin, dass "fremd der Fremde nur in der Fremde" sei, wird erklärt, was es hierzulande etwa mit Einwohnermeldeamt und Ausländerrecht auf sich hat. Es gibt allerdings auch Spezialwissen nachzulesen: Wer sich hinter dem "Deutschen Michel" verbirgt, wer Max und Moritz und Willy Brandt waren oder wer die Tigerente ist. Nicht fehlen dürfen natürlich in der 225 000 Euro teuren Broschüre praktische Tipps. So etwa der Hinweis, dass klassischer deutscher Kaffee in Filtertüten aufgebrüht und meist in Kannen serviert wird. Extrem wichtig ist zudem: "Wer als Ausländer nach Deutschland kommt, für den gelten besondere rechtliche Regelungen. Ausländer ist dabei jeder, der nicht Deutscher ist…" Wissen sollte jeder Fremde auf alle Fälle, dass an Muttertag die Mütter von den Kindern Blumen oder Geschenke erhalten. An Vatertag hingegen viele Männer "mit Handkarre und Alkohol durch die freie Natur" ziehen. Und dann noch diese merkwürdigen Umgangsformen und Begrüßungen. "Mahlzeit", so die Aufklärung, sagen sich Arbeitskollegen, wenn sie sich um die Mittagszeit begegnen und mit dem Gruß den Wunsch nach einer guten Mahlzeit verbinden. Gerade mit Blick auf die dazu notwendige Mittagspause ist selbstverständlich auch die Belehrung wichtig, dass der Deutsche an sich Wert auf Pünktlichkeit legt. Radio- und Fernsehsendungen beginnen "natürlich" exakt um die Uhrzeit, zu der sie angekündigt sind, heißt es in der Broschüre. Meist fahren Bahnen und Busse pünktlich. Zumindest in diesem Punkt wird umgehend zurück gerudert: "Aber auch in Deutschland klappt es nicht immer mit der Pünktlichkeit." So enthält das Werk wenigstens eine wegweisende Information. mic/sey