Prozess als Hürdenlauf

TRIER. (DiL) Am Freitag wird der ereignisreiche Prozess gegen einen 43-jährigen Landwirt aus der Nähe von Wittlich fortgesetzt, der seine frühere Lebensgefährtin misshandelt und mit dem Auto von der Straße abgedrängt haben soll. Das Verfahren war wegen des Ausschlussantrags gegen einen Verteidiger in die Schlagzeilen geraten.

Die drei ursprünglichen Wahlverteidiger hatten sich aus dem Prozess zurückgezogen, nachdem gegen zwei von ihnen der Verdacht von Zeugenmanipulation aufgekommen war. Der einzige unbelastete Anwalt, der Trierer Justizrat Roderich Schmitz, ist inzwischen vom Gericht als Pflichtverteidiger wieder berufen worden. Man wolle sicherstellen, dass ein Verteidiger präsent sei, der die Beweisaufnahme von Anfang an verfolgt habe, sagt die Vorsitzende Richterin Gabriele Neuberg-Krey. Inzwischen lehnt allerdings der Angeklagte Frank T. den einstigen Rechtsanwalt seiner Wahl ab - er hat gegen die Bestellung von Schmitz Einspruch eingelegt. Das ist nicht die einzige Unwägbarkeit, wenn am Freitag weiter verhandelt werden soll. Inzwischen liegt ein Befangenheitsantrag gegen die Vorsitzende vor, auch über weitere Anträge zum Verfahren muss entschieden werden. Ob es an diesem Verhandlungstag zu weiteren Zeugenvernehmungen kommt - eigentlich soll das mutmaßliche Opfer gehört werden - steht in den Sternen. Unterdessen hat der nach einem Ausschlussantrag der Staatsanwaltschaft auf Vorschlag des Koblenzer Oberlandesgerichts freiwillig aus dem Verfahren ausgeschiedene Wahlverteidiger Paul Greinert die Anklagebehörde erneut kritisiert. Er sei keineswegs seinem drohenden Ausschluss zuvor gekommen, sondern habe lediglich einem Kompromiss zugestimmt. Das sei schon daraus ersichtlich, dass das OLG die Kosten des Ausschluss-Verfahrens der Staatskasse auferlegt habe. Greinert wehrt sich weiterhin mit Nachdruck gegen den Vorwurf, er habe eine Zeugenaussage manipuliert. Die entsprechende Aussage des Kölner "Privatdetektivs" Helmut P. sei unglaubwürdig. Greinert untermauert seine Einschätzung mit einem umfänglichen Dossier über den dubiosen Zeugen. In Köln firmiert der Mann in zahlreichen Presseberichten als "Erzganove", "Ausbrecherkönig" und "Trienekens-Erpresser". Letzteres spielt darauf an, dass er im Zusammenhang mit dem Kölner-Müll-Skandal verurteilt wurde. Nur eines von unzähligen Urteilen gegen P., der laut Greinert "30 seiner 54 Lebensjahre hinter Gittern verbracht hat". Abschließende rhetorische Frage des Rechtsanwalts: "Was würde die Staatsanwaltschaft tun, wenn die Verteidigung ihr solche Zeugen präsentierte?"

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