Prozess in der Zelle

TRIER. Vor dem Trierer Landgericht hat der Prozess gegen die mutmaßlichen Eifeler Kneipenräuber begonnen. Den acht Angeklagten werden zahlreiche Straftaten zur Last gelegt, unter anderem die Überfälle auf Gaststätten in Krautscheid (Kreis Bitburg-Prüm) und Weidenbach (Kreis Daun).

"Das wird ganz schön eng", meint ein Justizbediensteter, da hat der Mammutprozess gegen die mutmaßlichen Eifeler Kneipenräuber noch gar nicht begonnen. Eine Viertelstunde später, es ist kurz nach 10 Uhr am Montagmorgen, nimmt das Chaos seinen Lauf. Dutzende Zuschauer strömen in den viel zu kleinen Saal 130 des Trierer Landgerichts, in dem schon acht Angeklagte, deren Rechtsanwälte, dazu Dolmetscher, Sachverständige und sieben Justizwachtmeister nach Luft schnappen und um jeden Zentimeter Platz feilschen. Die Raumnot in dem wegen Umbaus für über zwei Jahre "geschrumpften" Trierer Gerichtsgebäudes - eine einzigartige Katastrophe. "Jede Legehenne in Deutschland hat mehr Bewegungsfreiheit", motzt ein Zuschauer. Unvorstellbar, wie angesichts solcher Zustände ein Prozess, der zunächst auf zehn Verhandlungstage terminiert ist, sich aber wahrscheinlich bis ins nächste Jahr ziehen wird, über die Bühne zu bringen ist. Doch Rolf Gabelmann zeigt sich wenig beeindruckt: "Wir müssen uns hiermit begnügen. Anders geht's leider nicht", meint der Vorsitzender Richter der Ersten Großen Jugendkammer. Immerhin: Am ersten Prozesstag in der rund 70 Quadratmeter großen "Zelle" kippt niemand mangels ausreichendem Sauerstoff um. Ein Teil-Erfolg, der nur dem Mammut-Aufgebot an Rechtsanwälten zu verdanken ist. Sage und schreibe 14 (!) Juristen stehen den acht Angeklagten zur Seite. Weil sich jeder von denen ein wenig profilieren will, sieht sich das fünfköpfige Gericht zu Beginn einem wahren "Antrags-Bombardement" ausgesetzt. Dem einen Rechtsanwalt sind die Fußfesseln der Angeklagten ein Dorn im Auge, der nächste hält Richter Gabelmann für befangen, dem Dritten passt die Raumnot nicht. Weil über jeden Antrag ausführlich beraten werden muss, wird am erste Prozesstag mehr pausiert als verhandelt. Wenigstens kann der Gerichtssaal dann mal gut durchgelüftet werden. "Ein strafprozessuales Feuerwerk", freut sich ein Anwalt, "Quatsch", meint ein anderer. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.

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