Razzia am Rollfeld

Mainz/Lautzenhausen · Paukenschlag am Flughafen Hahn: Die Staatsanwaltschaft hat Geschäftsräume und Privathäuser durchsucht und zahlreiche Unterlagen beschlagnahmt.

 Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft am Freitag vor dem Haus von Ex-Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher. Foto: Staatsanwaltschaft

Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft am Freitag vor dem Haus von Ex-Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher. Foto: Staatsanwaltschaft

Mainz/Lautzenhausen. Weil ein Dienstleister, die Serve & Smile Dienstleistungs GmbH (SSD), aufgrund eines fragwürdigen Vertrages am Flughafen Hahn Traumrenditen erzielte, hat es gestern mehrere staatsanwaltschaftliche Durchsuchungen gegeben (siehe auch Bericht weiter unten). Während der Hunsrück-Airport mit 86 Millionen Euro Steuergeldern vor der Insolvenz gerettet werden musste, fuhr die SSD in der Passagierabfertigung Umsatzrenditen von 46 Prozent ein. Die Koblenzer Staatsanwaltschaft erkennt einen Anfangsverdacht der Untreue.
Der Flughafengesellschaft FFHG könnten durch den Vertrag Millionensummen entgangen sein.

Ermittelt wird nach Informationen der Rhein-Zeitung unter anderem gegen den früheren Flughafenchef Jörg Schumacher. Er hatte dem umstrittenen Vertrag zwischen Flughafengesellschaft und SSD 2009 seinen Segen gegeben und möglicherweise einen entlastenden Vermerk für den Aufsichtsrat veranlasst, der erstens falsch und zweitens rückdatiert worden war. Schumachers Privathaus wurde ebenfalls durchsucht.Suche nach Beweismitteln


Im Visier der Staatsanwaltschaft befindet sich zudem der frühere Prokurist und Leiter der FFHG-Verkehrsabteilung Stefan Maxeiner. Er hatte den Vertrag mit konzipiert und auch unterschrieben. Seine Frau übernahm wenige Tage später alle Gesellschafteranteile der SSD. In Maxeiners Haus versuchten die Ermittler, Beweismittel sicherzustellen. Intensiv vernommen wurde von Staatsanwaltschaft zudem Bernd Müller, der den Vertrag damals als Prokurist ebenfalls unterschrieben hatte. Er führt in der Flughafengesellschaft immer noch die Finanzabteilung. Durchsucht wurden auch die Räumlichkeiten der SSD.
Zahlreiche Mitarbeiter mussten als Zeugen aussagen. Besonderes Interesse schenkten die Staatsanwälte offenbar den Ausführungen von Flughafen-Geschäftsführer Heinz Rethage, der sich seit Monaten für eine Aufklärung der Vorgänge starkmacht. Am Montag will die Staatsanwaltschaft weitere Befragungen am Hahn vornehmen.
Die Geschäftsbeziehungen des Flughafens mit der Serve & Smile Dienstleistungs GmbH stehen seit einiger Zeit im Fokus. Der Aufsichtsrat hatte sie von Wirtschaftsprüfern checken lassen. Hahn-Aufsichtsratschef und Finanzstaatssekretär Salvatore Barbaro (SPD) erklärte jüngst, es sei kein größerer wirtschaftlicher Schaden entstanden. Andere Untersuchungen gehen indes von Einbußen für die FFHG von 500 000 Euro allein im Jahr 2013 aus.

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