Razzia im Rotlicht

TRIER. Mehr als 50 Steuerfahnder und Polizeibeamte haben in der Region Trier und in Nordrhein-Westfalen mehrere Rotlicht-Etablissements und Wohnungen durchsucht. Der Verdacht: Steuerhinterziehung sowie fehlende Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen.

Bei einer groß angelegten Razzia unter Federführung der Trierer Steuerfahndung sind die Ermittler offenbar fündig geworden. Um Steuerhinterziehern des horizontalen Gewerbes auf die Schliche zu kommen, hätten die Fahnder im ehemaligen Regierungsbezirk Trier und in Nordrhein-Westfalen elf Rotlicht-Betriebe und Wohnungen durchsucht, sagte eine Finanzamtssprecherin auf TV-Anfrage. Anlass der Ermittlungen waren demnach "Auffälligkeiten bei reinen Routinekontrollen". Der Verdacht: Dem Fiskus werden satte Einnahmen verschwiegen - im konkreten Fall ein höherer sechsstelliger Betrag, schätzen die Trierer Steuerfahnder. Die 30 Finanzbeamten wurden bei der Razzia von dutzenden Polizisten unterstützt. Zudem seien ausgebildete Hundeführer der Polizei eingesetzt worden, "um gegen Kampfhunde in den Etablissements gewappnet zu sein". Auch bei mehreren Banken sei ermittelt worden. Erst im Mai vorigen Jahres hatten 30 Beamte von Kriminalpolizei, Zoll und Steuerfahndung ein Bordell und vier Wohnungen im Raum Trier durchsucht. Gegen zwei Betreiber eines Rotlicht-Etablissements waren damals Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, weil sie Sozialbeiträge für ihre Damen nicht ordnungsgemäß abgeführt haben sollen. "Mit den aktuellen Durchsuchungen hat diese Razzia aber nichts zu tun", sagte die Finanzamtssprecherin am Freitag unserer Zeitung. Weil viele Prostituierte ihre Einnahmen nicht versteuern, gehen dem Fiskus nach Schätzungen jährlich zwei Milliarden Euro durch die Lappen. Von den etwa 400 000 Prostituierten in Deutschland dürften weniger als ein Prozent steuerlich erfasst sein, glaubt Rechnungshof-Präsident Dieter Engels. Weitere Steuerausfälle beklagen die Finanzämter durch die "Nichtbesteuerung der Zuhälter" und die "unzureichende Besteuerung von Bordellen". Mittlerweile ist die "Rotlicht-Scheu" offenbar überwunden. Weitere Aktionen seien geplant, heißt es jedenfalls bei den Trierer Fahndern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort