Region schlägt Alarm: Fächer müssen bleiben

TRIER. Die Region schlägt Alarm: Prominente Vertreter aus Fachhochschule (FH), Politik und Wirtschaft weisen die drohende Schließung von Fachbereichen an der FH entschieden zurück. Gestern übten sie geballt Kritik an dem von Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner in Auftrag gegebenen Gutachten über die künftige Entwicklung der Fachhochschulen.

Schon die Veröffentlichung eines Gutachtens - ein halbes Jahr vor der geplanten Minister-Entscheidung - hält Walter Born für "unverantwortlich". Der Geschäftsführer der Initiative Region Trier (IRT) und Vorsitzende des FH-Kuratoriums, das aus Repräsentanten der Region besteht, wies in der gestrigen Pressekonferenz auf den Schaden hin, der durch das Gutachten bereits entstanden sei. "Wir erhalten laufend Anfragen, ob man bei uns überhaupt noch studieren kann", erläuterten die Dekane der von der Schließung bedrohten Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen, Klaus Klever und Bernd Lehmann. "So wird eine Entscheidung gegen den Standort präjudiziert", entrüstete sich Born. Dabei sollen die Konsequenzen aus dem Experten-Gutachten erst im Herbst beschlossen werden (der TV berichtete). Neben Born, der FH-Leitung und den Fachbereichen unterstrich die Anwesenheit des Trier-Saarburger Landrats Richard Groß, der Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch (Trier), des ehemaligen Landtagsvizepräsidenten Günter Heinz und eines Vertreters des Landkreises Birkenfeld die Bedeutung des Anliegens. Der "Hauptmangel" des Gutachtens sei, "dass er die besondere Bedeutung der FH für die Region Trier nicht beachtet", so Born. Die Hochschule sei "ein wesentlicher Baustein der Aus- und Weiterbildung in der Region Trier". Bei der Werbung von Drittmitteln sowie dem Anteil ausländischer Studierender sei sie erfolgreicher als andere Hochschulen im Land. Der Fachbereich Bauingenieurwesen werbe so viele Drittmittel ein wie an allen anderen Fachhochschulen in Land zusammengenommen. Das unterstreiche die Nähe von Hochschule und Region. Und da 80 Prozent der Studierenden aus der Umgebung stammten, hinterlasse ein Wegfall des Ausbildungsangebots im Umkreis von 150 Kilometern eine riesige Lücke. Auch der Blick auf eine Landkarte mit eingezeichneten Studienangeboten untermauerte die Kritik der Trierer FH: Im Rhein-Main-Gebiet bündeln sich Architektur- und Bau-Studiengänge, doch der Blick der Gutachter machte an der Landesgrenze Halt. Und da sie sich auftragsgemäß auf FHs konzentrierten, fiel ihnen wohl auch nicht auf, dass es in Kaiserslautern parallele Studiengänge für Architektur und Bauingenieurwesen an FH und Universität gibt. "Intellektuell unredlich" nannte es Landrat Groß, den Standort in der Pfalz gar nicht erst in die Diskussion um die Schließungen einzubeziehen. Das Gutachten empfehle einen "Kahlschlag", warnte Groß. Es sei blauäugig zu meinen, es gehe nur um fachliche Fragen. "Das ist ein strukturpolitisches Thema." FDP-Landesfraktionschef Werner Kuhn versicherte schriftlich, dass bei der Entscheidung über die Konsequenzen des Gutachtens "die Interessen der FH und der Region Trier berücksichtigt" würden. Born kündigte weiteren Protest aus der Wirtschaft an.

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