Regionale Kliniken in Not - Prümer Krankenhaus kämpft ums Überleben (Video)

Prüm · Vier Arztstellen sind derzeit im Prümer St. Joseph-Krankenhaus zu besetzen. Gesucht wird laut Stellenangeboten auf der Klinik-Homepage unter anderem ein Assistenzarzt für Innere Medizin und auch ein Oberarzt für die Anästhesie.

Es werde immer schwieriger, Ärzte und auch Pflegepersonal nach Prüm zu locken, sagt Bernd Koch. Er ist Geschäftsführer der Caritasträgergesellschaft West. Ihr gehört seit 1998 die Klinik am Rande von Prüm. Mit 147 Betten gehört sie zu den kleineren Krankenhäusern im Land. Und diese müssen ums Überkleben kämpfen (der TV berichtete).

Seit Jahren macht das Prümer Haus fast durchweg Verluste, im vergangenen Jahr betrug das Defizit knapp über eine Million Euro. Was für große Kliniken kein Problem sei, bedeute für Prüm schon ein existenzielles Problem, sagt Koch.
Denn die Einnahmemöglichkeiten sind begrenzt. Und das bei steigenden Ausgaben vor allem fürs Personal. Und das, so berichtet Thomas Breyer, sei schon durch Doppelt- und Dreifachfunktionen mehr als belastet. Breyer ist Chefchirurg und ärztlicher Leiter der kleinen Klinik. Wie es mit ihr weiter geht. "2019 besteht das Krankenhaus hier 150 Jahre. Ich wünsche mir, dass wir das alle feiern können", sagt er nur.

Dass in naher Zukunft die Lichter im St. Juppes, wie die Prümer ihr Krankenhaus nennen, ausgehen, glaubt der Diplom Kaufmann nicht. "Ich sehe optimistisch für die Zukunft des Hauses", sagt Koch und fügt dann ein "aber" hinzu, ohne den Satz dann auszusprechen. Man brauche mehr Unterstützung von der Politik, vom Land, vom Bund und auch von den Kommunen. Und damit meint Koch in erster Linie finanzielle Unterstützung, einen sogenannten Sicherstellungszuschuss.

Auch Günther Matheis, Chef der Landesärztekammer, fordert mehr Geld für die Kliniken im Land. Viele Klinikbilanzen seien tiefrot, daher sei Prüm kein Einzelfall, sagt Matheis. Er ist nach der TV-Berichterstattung über die Existenznot kleiner Kliniken nach Prüm gekommen. Der Investitionsstau in vielen Krankenhäusern im Land beläuft sich laut des Kammerchefs auf fast 500 Millionen Euro. Damit diese Häuser überlebten, müsse die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten enger werden. Die von den Ärzten bislang gewollte Abgrenzung zum stationären Bereich der Kliniken müsse aufgehoben werden, sagt Matheis. Als Beispiel nennt er das Gesundheitszentrum Glantal in Meisenheim (Kreis Bad Kreuznach). Zwei kleine Kliniken wurden zu einer verschmolzen. Neben Platz für 120 Patienten gibt es dort auch Praxen von niedergelassenen Ärzten. Dadurch konnte die medizinische Grundversorgung in der Region erhalten bleiben.

Darin sieht Matheis auch eine Chance für Prüm und andere kleine Kliniken im Land. Doch bis dahin dürfte noch ein langer Weg sein. Denn bisher funktioniert diese Zusammenarbeit nicht, wie Koch berichtet. So dürfte das Prümer Krankenhaus keine Kassenpatienten ambulant im Klinik eigenen Computertomograf untersuchen. Burkhard Zwerenz, Hausarzt in Prüm und Landesvorsitzender des Hausärzteverbandes kritisiert, dass kleine Kliniken sich jahrelang der Zusammenarbeit mit niedergelassenen verweigert hätten.Extra

LANDESÄRZTECHEF ZU KLEINEN KLINIKEN

Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer, sagte bei seinem Besuch in Prüm: "Kleine Krankenhäuser sind wichtiger Baustein der Daseinsvorsorge, aber sie haben es nicht leicht.""Es gibt keinen Bestandsschutz." "Vielleicht ist auch für kleine Häuser auch das Ein-Abteilungskrankenhaus eine Option."

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