Religiöser Wahn

TRIER. (sey) Weil er die Freundin seines Bruders für eine Hexe gehalten haben soll, die bekämpft werden müsse, muss sich heute ein 45 Jahre alter Mann aus Landscheid (Kreis Bernkastel-Wittlich) vor Gericht verantworten. Der Beschuldigte soll unter religiösen Wahnvorstellungen leiden.

Die erste Attacke auf die Lebensgefährtin des Bruders erfolgte Mitte Dezember vergangenen Jahres um kurz nach 22 Uhr. Nachdem der 45-jährige Beschuldigte gewaltsam in die Wohnung der Frau eingedrungen sein soll, zog er sie nach den Ermittlungen der Trierer Staatsanwaltschaft an den Haaren und schlug ihr mehrfach mit der Hand ins Gesicht. Zwei Tage später soll der laut Gutachten an religiösen Wahnvorstellungen leidende Mann um das Haus der Frau 60 Liter Benzin ausgegossen haben, um das Gebäude in Brand zu setzen. Bevor er das Benzin allerdings entzünden konnte, wurde der 45-Jährige von seinem Bruder überwältigt.
Kurz darauf wurde der Mann in der forensischen Psychiatrie in Weißenthurm (Kreis Mayen-Koblenz) untergebracht. Er soll an einer paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie erkrankt sein.

Ein erster Prozess gegen den 45-Jährigen vor dem Trierer Landgericht war vor drei Monaten nach dem ersten Verhandlungstag ausgesetzt worden - wegen Terminproblemen, wie es hieß. Der Beschuldigte hatte seine Attacken gegen die Frau seinerzeit als "Aussetzer" bezeichnet, die er sich selbst nicht erklären könne. "Ich sehe in der Freundin meines Bruders auch keine Hexe mehr."

Die Trierer Staatsanwaltschaft hat dagegen angekündigt, die Unterbringung des Landscheiders in einem psychiatrischen Krankenhaus zu beantragen. Er sei wegen seiner Erkrankung schuldunfähig beziehungsweise in seiner Schuldfähigkeit stark eingeschränkt.

Für den heute erneut von vorne beginnenden Prozess vor der Dritten Großen Strafkammer ist zunächst ein Verhandlungstag angesetzt.

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