Rüge für "Pro Seniore"

MAINZ. (win) Auf das Schärfste haben Sozialministerin Malu Dreyer und der Sozialausschuss des Landtags den Umgang des Heimträgers "Pro Seniore" mit einer schwerkranken Seniorin verurteilt. Um Geld einzufordern, hatte der Träger die Dame von Düsseldorf zur Kreisverwaltung in Wittlich transportiert.

Für das Verhalten von "Pro Seniore" gebe es keinerlei Rechtfertigung, stellte Ministerin Dreyer im Sozialausschuss klar. Vergleichbare Vorgänge seien ihr bisher nicht geworden. Der Düsseldorfer Heimträger unterliegt der Heimaufsicht in Nordrhein-Westfalen. Dem Mainzer Sozialministerium liegen allerdings keine Informationen über Reaktionen der zuständigen Behörde vor. Hintergrund des Vorfalls ist ein Streit um die Pflegekosten für die 76-jährige, in Kinheim an der Mosel geborene Frau. Der Heimträger verlangte die Übernahme von aufgelaufenen Unterbringungskosten in Höhe von rund 12 000 Euro durch die Kreisverwaltung und ließ die Seniorin in Begleitung einer Pflegerin und eines Juristen nach Wittlich transportieren. Die Frau wurde anschließend in einem Heim in Traben-Trarbach untergebracht. Es sei ein Skandal, wenn eine schwerkranke Frau instrumentalisiert werde, um Forderungen einzutreiben, sagte der SPD-Abgeordnete Günter Rösch. Trotz der Entschuldigung von "Pro Seniore" blieben viele Fragen. So habe der Heimträger gesagt, die Frau hätte wieder nach Düsseldorf mitgenommen werden sollen, während die Kreisverwaltung Wittlich das Gegenteil behauptete, so Rösch. Den Streit um die Übernahme der Heimkosten müsse nun ein Gericht klären. Das Verhalten von "Pro Seniore" sei fast schon Geiselnahme von Hilflosen, sagte die CDU-Sozialexpertin Hedi Thelen. Dies sei bei diesem Heimträger offenbar nicht zum ersten Mal geschehen. Für Thelen ist schwer nachvollziehbar, wieso dem Träger noch nicht die Zulassung entzogen worden sei. Bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf wurde inzwischen unter anderem vom Sohn der Seniorin Anzeige gegen "Pro Seniore" erstattet. Sein Schreiben und Unterlagen der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich würden auf strafrechtlich relevante Vorgänge überprüft, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft zum TV . Erst danach wird über eine Aufnahme von Ermittlungen entschieden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort