SPD-Senior siegt souverän

TRIER/FELL. Der Altmeister ließ dem Jungfuchs keine Chance. Karl Diller (64) gewann am Freitagabend das SPD-interne Duell gegen den 30-jährigen Christian Z. Schmitz. 80 Delegierte der SPD wählten Diller zum Bundestags-Kandidaten im Wahlkreis 205, für Schmitz stimmten 39.

Die Spitze der SPD-Basis hat es zurzeit nicht leicht. Landtags- und Bundestagswahlen erfordern eine Masse von Wahlkreiskonferenzen. Immer wieder sitzt eine aus hohen Funktionsträgern bestehende Konferenzleitung einer mal größeren und mal kleineren Menge von konsterniert dreinschauenden Delegierten oder Mitgliedern gegenüber, die man gerne motivieren, begeistern, aufputschen würde. Das klappt nicht immer. Besonders schwer war es am Freitag: Morgens verliert der Kanzler die Vertrauensabstimmung, und schon am selben Abend soll sich die Basis den Kopf über den neuen Bundestags-Kandidaten zerbrechen. Um dieser schwierigen Situation wenigstens ein gutes Vorzeichen zu verschaffen, legte man die Wahlkreiskonferenz des Stadtverbands Trier und des Kreisverbands Trier-Saarburg ins seit 16 Jahren SPD-regierte Fell in der Verbandsgemeinde Schweich. Die 120 erschienenen Delegierten mussten klären, ob jetzt der Zeitpunkt für einen Generationswechsel gekommen ist. Karl Diller hatte im Vorfeld deutlich gemacht, dass er sich keinesfalls an eine Kandidatur klammern will und bereit sei, auf ein erneutes Antreten zu verzichten (der TV berichtete) - wovon der Vorstand jedoch nichts wissen wollte. So kam es zum internen Duell mit Christian Z. Schmitz, der vom SPD-Stadtverband Trier mit großer Mehrheit als Kandidat nominiert worden war.Politischer Bericht wird lang und laut

Diller hatte einen Vorteil: Er stand mit einem "politischen Bericht" auf der Tagesordnung. Der 64-Jährige holte zum großen Schlag aus, was Zeit und Lautstärke anging. Eine Stunde und zehn Minuten lang drehte sich alles um die Leistungen von Rot-Grün und die Errungenschaften für den Wahlkreis, die Lautsprecher in der Feller Turnhalle knarrten gelegentlich vor Überlastung. Die Delegierten belohnten den Elan des Favoriten mit regelmäßigem Applaus. Auf die anschließend vorgesehene persönliche Vorstellung verzichtete Diller. "Mein Bericht ist länger geworden, deshalb möchte ich jetzt nichts mehr sagen. Außerdem kennt ihr mich alle." Damit hatte er wohl Recht, trotzdem noch einmal seine Vita in Kurzform: 1941 in Kaiserslautern geboren, Abitur 1961, von 1963 bis 1979 Lehrer, ab 1979 Landtag Rheinland-Pfalz, ab 1987 Bundestag, ab 1998 parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen. Christian Z. Schmitz hatte keinen politischen Bericht, sondern nur die persönliche Vorstellung zur Verfügung, doch auch er sprach nicht über sich. Kürzer, aber ebenso eloquent wie Diller, griff er "Merkel und ihre Leichtmatrosen" an, warnte vor dem "größten Angriff auf die Freiheit der Republik" und prognostizierte "die Entwicklung einer Leidenschaft, die uns momentan niemand zutraut". Erwartungsgemäß wurden beide Kandidaten von den Chefs ihrer jeweiligen Verbände unterstützt. Manfred Nink, Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Trier-Saarburg, sprach für Karl Diller. Malu Dreyer, die im Januar das Ruder der Stadt-SPD übernommen hatte, stellte sich hinter Schmitz. "Das ist natürlich keine Kritik an Karl", betonte sie. "Wir haben uns entschieden, einen jungen Kandidaten zu unterstützen." Die Mehrheit der Delegierten folgte diesem Entschluss indes nicht. Diller gewann souverän mit 80 zu 39 Stimmen, eine war ungültig. Die erste Reaktion des Siegers galt seinem Gegner: "Ich möchte mich für eine sehr faire und menschliche Auseinandersetzung bedanken."

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