Saarland will künftig Atommüll im Hunsrück einlagern - Mainzer Landesregierung stimmt zu

Mainz/Saarbrücken · Ab Mai darf das Saarland seinen schwach- und mittelradioaktiven Abfall in Rheinland-Pfalz entsorgen, wo es im Kreis Birkenfeld knapp vor den Grenzen der Region Trier ein Zwischenlager gibt. Die Ministerräte beider Länder haben dem nun zugestimmt. Laut Mainzer Wirtschaftsministerium geht es um eher geringe Mengen.

Radioaktiver Abfall. Da denkt man gleich an Brennstäbe aus Atomkraftwerken und Castor-Transporte. Dabei gibt es auch den "ganz alltäglichen" nuklearen Müll. Er entsteht zum großen Teil in Arztpraxen oder Krankenhäusern, die bei speziellen Untersuchungen oder Therapien radioaktive Präparate einsetzen, aber auch in der Industrie und in der Forschung.Überraschende Kooperation

Schon seit 1972 lagert Rheinland-Pfalz seinen eigenen schwach und mittelstark strahlenden Atommüll - was wohl selbst vielen Menschen in der näheren Umgebung bisher nicht bewusst war - in einem Zwischenlager in Hoppstädten-Weiersbach (Kreis Birkenfeld). Etwa 25 Kilometer vor den Grenzen des Kreises Trier-Saarburg.

Eine überraschende Länder-Kooperation rückt diesen Umstand plötzlich ins Bewusstsein: Denn künftig soll dorthin auch der saarländische Atommüll transportiert werden. Der rheinland-pfälzische Ministerrat hat dem Vorhaben am 5. April zugestimmt (der TV berichtete kurz), der saarländische hat am 12. April Ja gesagt. Nach Auskunft des Mainzer Wirtschaftsministeriums, dessen Aufgabe es nun ist, den Landtag zu informieren, soll das Verwaltungsabkommen im Mai unterzeichnet werden.

Danach kann es losgehen mit den strahlenden Lieferungen aus dem Saarland. Große Mengen erwartet das Lager allerdings nicht. Einer Ministeriumssprecherin zufolge geht es überwiegend um Krankenhausabfälle - man rechnet mit etwa 100 Litern pro Jahr. Die erste Lieferung dürfte eine der größten sein: Es handelt sich voraussichtlich um zehn Fässer à jeweils 200 Litern.Ablieferer zahlen Gebühren

Die Ablieferer zahlen für den Zwischenlagerungsservice die gleichen Gebühren wie jene in Rheinland-Pfalz - wie hoch die sind, richtet sich nach Art und Menge des Abfalls. Bisher kosten Unterhaltung und Betrieb der Landessammelstelle 900 000 Euro jährlich, die laut Ministerium über Gebühren gedeckt werden.

Einem Bericht der Saarbrücker Zeitung (SZ) zufolge hat das Saarland sich für das nahe der Landesgrenze gelegene Zwischenlager im Kreis Birkenfeld entschieden, da es dort mehr Platz und zusätzlich eine bessere technische und personelle Infrastruktur gebe. Das saarländische Zwischenlager - ein ehemaliger Westwallbunker - bleibt erhalten, da jedes Land verpflichtet ist, über eine Sammelstelle zu verfügen. Er soll laut SZ aber in möglichst geringem Umfang genutzt werden.Extra

Das Atomgesetz verpflichtet die Bundesländer, Zwischenlager für radioaktive Abfälle zu betreiben. In der 1972 gegründeten rheinland-pfälzischen Landessammelstelle in Hoppstädten-Weiersbach (Kreis Birkenfeld) befinden sich mehr als 1000 große Fässer (200 bis 280-Liter) mit schwach oder mittelstark strahlendem nuklearen Abfall. Den Betrieb der Anlage hat Rheinland-Pfalz dem Landesamt für Umwelt übertragen. Der Abfall soll laut Wirtschaftsministerium dort bleiben, bis das Endlager im Schacht Konrad fertiggestellt wird, was voraussichtlich nicht vor 2023 der Fall ist. Die Abfälle stammen aus Medizin, Industrie und Forschung. Vor allem in der Medizin werden für Untersuchungen, Therapien und Laboranalysen radioaktive Präparate und Reagenzien eingesetzt - zum Beispiel bei Schilddrüsen- und Stoffwechselerkrankungen oder Tumortherapien. In der Wissenschaft eignen sich radioaktive Substanzen dazu, das Fließverhalten von Stoffen zu verfolgen. Bei vielen industriellen Prozessen kommt Gammastrahlung zum Einsatz, um Infos über Dicken, Dichten oder Füllstände zu gewinnen. Wird die Strahlung zu schwach, werden die radioaktiven Präparate entsorgt.

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