Schlechte Erziehung

Als in den 70er-Jahren die Idee zum Projekt A 60 geboren wurde, versprachen sich Belgier und Deutsche feierlich, im Laufe der Jahre ihre jeweiligen (Autobahn-) Kinder im Gleichschritt groß zu ziehen. Während die Politiker im Königreich ihren Pflichten wie versprochen nachkamen und den Autobahnlückenschluss bis zur Grenze vollzogen, gab es auf deutscher Seite schon während der Pubertät erhebliche Probleme.

Besonders die Baken-Affäre der 80er-Jahre zwischen Prüm und Bitburg ist in peinlicher Erinnerung geblieben. Nun schreiben wir das Jahr 2007. Während der belgische Autobahnabschnitt mit einer neuen Fahrbahndecke bereits das erste Facelifting erhalten hat, zickt die deutsche Schwester immer noch herum und will und will nicht erwachsen werden. Man kommt also inzwischen nicht mehr umhin, der bundesrepulikanischen Familienplanung das Attribut unkoordiniert zuzuordnen. Allerdings muss man nun auch vernünftig sein und sich eingestehen, dass es für weitere Anstrengungen (leider) zu spät ist. Vor 25 Jahren nämlich ist es versäumt worden, den Nachwuchs in die richtige Spur zu führen. Vor allem wäre es angesichts des geringen Interesses an dem Streckenabschnitt und besonders mit Blick in die inzwischen leere Haushaltskasse regelrecht absurd, jetzt noch einmal 48 Millionen Euro locker zu machen. Da wäre es doch wirklich sinnvoller, stattdessen der Verwandtschaft von der A 1 auf die Sprünge zu helfen. m.reuter@volksfreund.de

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