Schmiergeld oder Spende?

TRIER. Wegen angeblicher Bestechlichkeit und versuchter Erpressung muss sich seit gestern der Salmtaler Ortsbürgermeister Manfred Hower vor Gericht verantworten. Das Pikante an dem Verfahren: Der 37-Jährige ist Landtagskandidat der Freien Wählergruppen (FWG). Hower bestreitet die Vorwürfe.

Manfred Hower ist kommunalpolitisch ein Hans Dampf in allen Gassen: seit sieben Jahren Ortsbürgermeister der aufstrebenden 2500-Seelen-Gemeinde Salmtal (Kreis Bernkastel-Wittlich), daneben noch FWG-Fraktionschef im Verbandsgemeinderat und im Kreistag, Vize-Vorsitzender des FWG-Landesverbands und nun auch noch Kandidat für den Landtag.Aussage gegen Aussage

Um all das bewältigen zu können, ist der 37-jährige Familienvater und Kundenberater bei einem regionalen Kreditinstitut mittlerweile auf Teilzeit umgestiegen.

Dass er seit Montagmorgen als Angeklagter vor einer Großen Strafkammer steht, muss für Manfred Hower ein komisches Gefühl sein. Er macht einen nervösen Eindruck. Verständlich, bedenkt man, worum es für Hower geht: Sollte sich nach den bislang anberaumten vier Prozesstagen herausstellen, dass an den Vorwürfen gegen den Ortsbürgermeister etwas dran ist, ist es wohl nicht nur mit der kommunalpolitischen Karriere des 37-Jährigen vorbei.

Die Hintergründe des Falls sind schnell erzählt: Vor sieben Jahren will sich eine Lebensmittelkette im Salmtaler Gewerbegebiet ansiedeln. Die Gespräche zwischen Gemeinde und Geschäftsleuten laufen schon, als Hower 1999 erstmals zum Ortsbürgermeister gewählt wird. Der Plan: Ein Investor kauft das Grundstück von der Gemeinde, baut darauf ein Geschäftshaus und vermietet dies an die Lebensmittelkette.

Bis dahin stimmen die Schilderungen aller Beteiligten noch überein. Und der Salmtaler Ortsbürgermeister macht auch vor Gericht keinen Hehl daraus, dass er sich damals selbst als Investor ins Spiel gebracht habe: "Ich bin ganz offen mit der Sache umgegangen. Schließlich hatte der Gemeinderat ja auch den Wunsch geäußert, dass möglichst ein einheimischer Investor den Zuschlag bekommen sollte."

Offenbar hatte sich die Lebensmittelkette aber seinerzeit schon einen anderen Partner ausgesucht: einen Immobilienunternehmer aus dem Kreis Bitburg-Prüm. Und der hatte nach eigenen Angaben keine Lust, das Bauprojekt gemeinsam mit dem Ortsbürgermeister durchzuziehen, wie Hower dies vorgeschlagen habe ("Sie haben das Know-how, ich bekomme die günstigen Zinskonditionen"). Als er den Bürgermeister darüber im Mai 2000 informiert habe, habe dieser "30 000 Mark bar auf die Hand" als Entschädigung verlangt. Howers angebliche Drohung: Ansonsten werde es schwierig, den Grundstücksverkauf im Gemeinderat durchzusetzen.

Als der als Zeuge gehörte Immobilienunternehmer dies sagt, schüttelt Hower immer wieder ungläubig den Kopf. Nach seiner Version hat der Immobilienunternehmer ihm Geld angeboten ("Wenn alles glatt geht, werde ich mich erkenntlich zeigen"). Zudem sei das Geld nicht für ihn bestimmt gewesen, sondern als Spende für den Bau eines Spielplatzes. Dies habe er damals auch dem Gemeinderat mitgeteilt, sagt Hower.

Damit steht Aussage gegen Aussage. Der Prozess wird heute fortgesetzt. Nächste Woche soll auch der Wittlicher Verbandsbürgermeister Christoph Holkenbrink als Zeuge gehört werden.

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