Schmutzige Funde

MAGDEBURG/MAINZ/TRIER. (dpa/mic) Eine Durchsuchung im Januar 2002 und ihre Folgen: Tausende Nutzer von im Internet vertriebener Kinderpornografie sind der Polizei nun bekannt. Im Rahmen der "Operation Marcy" wurden zeitgleich in allen Bundesländern Wohnungen verdächtiger durchsucht.

Die Bilanz ist beeindruckend: Vom 23. bis 26. September durchsuchten Fahnder in ganz Deutschland 502 Wohnungen. Sie beschlagnahmten 754 Computer, 35 500 CDs, 8300 Disketten und 5800 Videos. Welches Ausmaß an Auswertungs-Arbeit auf die Ermittler zukommt, zeigt ein Fund aus Bayern: Bei einem Verdächtigen stießen die Beamten auf 26 000 Fotos. Ausgegangen waren die Ermittlungen von der Magdeburger Staatsanwaltschaft. Sie hatte im Januar 2002 einen 26-Jährigen gefasst, über dessen Internet-Zirkel zehntausende Nutzer weltweit kinderpornografische Fotos und Filme tauschten. Die bei dem 26-Jährigen gefundenen Nutzerdaten führten nun zu den bundesweiten Durchsuchungen und sogar dazu, dass auch in Ländern wie USA und Australien eigene Untersuchungen eingeleitet wurden. In Deutschland lag der Schwerpunkt der Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Auch in Rheinland-Pfalz durchsuchten die Staatsanwaltschaften insgesamt 31 Objekte von 27 Tatverdächtigen. Festnahmen gab es nicht, aber unter anderem den Fund von Aufnahmen des sexuellen Missbrauchs eines rund vier Monate alten Säuglings. Der Schwerpunkt im Land lag im Bereich der Staatsanwaltschaft Trier: Laut Oberstaatsanwalt Horst Roos wurden zehn Objekte durchsucht. Sieben davon lagen direkt in Trier und dem Umland, drei in der Region. Es sei "eine ganze Anzahl von CDs, Kassetten, PCs und Laptops" gefunden worden, sagte Roos. Angaben zu den Inhalten könnten noch nicht gemacht werden. Unter den Verdächtigen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Sachsen-Anhalt alle möglichen Berufsgruppen vertreten, darunter auch viele Lehrer und Erzieher sowie fünf Polizeibeamte und ein Beamter des Bundesgrenzschutzes. Von den Leuten, die sich in dieser Szene bewegten, gehe Gefahr aus, warnte Sachsen-Anhalts Justizminister Curt Becker (CDU). "Das sind keine harmlosen Spinner. Erst reicht das Anschauen der Bilder, später wird sich an Kindern vergriffen." So sollen fünf der 530 Verdächtigen Kinder auch aktiv sexuell missbraucht haben. Becker forderte deutlich höhere Strafen für die Täter.

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