Schneller nach Paris, langsam nach Trier

Zwei Stunden, fünf Minuten: Der erste TGV fuhr gestern mit Höchstgeschwindigkeit von Luxemburg nach Paris. Nun wächst der Druck, auch eine bessere Verbindung nach Deutschland zu erhalten.

Luxemburg/Paris. Kurz nach neun Uhr fährt der TGV auf die Hochgeschwindigkeitsstrecke, von der Beschleunigung auf die Höchstgeschwindigkeit merkt man zunächst nichts. Fünf Minuten später dann die Durchsage: "Meine Damen und Herren, wir haben die Höchstgeschwindigkeit erreicht." Im Zug selbst ist nichts davon zu spüren, dass er mit 320 Kilometern in der Stunde über die schnurgerade Strecke rast. Es rumpelt und wackelt weniger als in einem Nahverkehrszug zwischen Trier und Gerolstein. Nur wenn man nach draußen schaut, dann wird einem schon ein wenig mulmig. Die Landschaft rast an einem vorbei, Einzelheiten sind kaum auszumachen. Wie kann man den Zug bei dem Tempo noch bremsen?, schießt es einem durch den Kopf. Den meisten Passagieren an Bord der luxuriösen, eher an ein Flugzeug erinnernden Wagen scheint die Geschwindigkeit aber nichts auszumachen. Ein ganz neues Fahrgefühl sei das, sagt eine Luxemburgerin, die mit ihrem Enkel für einen Tagestrip zum Eiffelturm unterwegs ist. Die Geschäftsleute auf der einen Seite, aber auch die Touristen, die schnell mal nach Paris reisen wollen, hat man bei der Luxemburger Bahn CFL im Auge. Die fünf TGV-Züge von Luxemburg nach Paris und zurück seien ein Image-Gewinn, heißt es bei der CFL. Jetzt fehle nur noch die bessere Anbindung nach Deutschland. Ein wunder Punkt in Luxemburg. Immer wieder kommt die Bummelbahn zwischen Trier und Luxemburg an diesem Tag zur Sprache. "Das tut weh", sagt Transportminister Lucien Lux. Es könne nicht sein, dass Luxemburg mit der künftigen TGV-Anbindung nach Straßburg in alle Richtungen gut ans Fernnetz angeschlossen sei, nur nach Deutschland hapere es. Es stehe in keinem Verhältnis, dass man von Wittlich nach Luxemburg genauso lang brauche wie von Luxemburg nach Paris, sagt ein CFL-Sprecher. Mittlerweile denkt man im Großherzogtum darüber nach, eine Bahnverbindung nach Saarbrücken über Merzig zu bauen. Entsprechende Pläne hatte kürzlich Merzigs Oberbürgermeister präsentiert. Zunächst wurde er dafür belächelt, mittlerweile prüft man im saarländischen Wirtschaftsministerium die Machbarkeit. Und in Luxemburg ist man begeistert. Man habe mit der Beteiligung an der TGV-Strecke bewiesen, wozu man in Luxemburg im Stande sei, sagt Lux fast schon drohend in Richtung Deutschland. Pünktlich um 10.19 Uhr rollt der TGV im komplett renovierten Bahnhof Paris Est ein. Die Fahrgäste werden von einer Blaskappelle empfangen. Hostessen verteilen rote Gerbera. Vor einem Jahr, als der TGV zum ersten Mal, damals noch mit verminderter Geschwindigkeit, von Luxemburg aus nach Paris fuhr, war der Empfang imposanter. Heute gibt es keine offizielle Begrüßung durch die französische Bahn, kein großes Fest. Irgendwie scheint der TGV auf den neuen Strecken bereits zum Alltag zu gehören. Zumindest in Frankreich. Trotzdem stehen auf der Rückfahrt immer wieder Menschen entlang der Strecke, machen Fotos und winken.

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