Schnuppern an der Kultur-Bundesliga

TRIER. Die Initiative Region Trier (IRT) legt nach eher ruhigen Zeiten wieder los. Unter dem Motto "Kulturgenuss-Region Trier" hat man eine bundesweite Anzeigenkampagne gestartet, um für die kulturellen Premium-Produkte der Region zu werben. Der Aufwand ist beachtlich – die Resonanz auch.

Gleich im Dreierpack erfahren die Leser von der "Frankfurter Allgemeinen" oder der "Zeit" dieser Tage, was es mit dem "Kulturgenuss 2006" zwischen Eifel und Mosel auf sich hat. Die Trierer Antikenfestspiele, das Eifel-Literaturfestival und die Moselfestwochen sind mit ihren Höhepunkten auf der großformatigen Anzeige vertreten - vor einem stimmungsvollen Mosel-Motiv, aufgenommen am Igeler Grutenhäuschen.Neuer Anlauf nach fast zehn Jahren

Zuletzt hatte die IRT vor fast zehn Jahren durch bundesweite Anzeigenschaltungen versucht, auf die Region Trier aufmerksam zu machen. Mehr als 300 000 Euro wurden in die Reklame investiert, bevor die heftig umstrittene Kampagne unter mancherlei Wehen auslief. "Rausgeschmissenes Geld", polterte seinerzeit der Landtagsabgeordnete Josef Peter Mertes, heute ADD-Präsident. Das neue Konzept ist freilich völlig anders gestrickt. Seinerzeit ging es um allgemeine Sympathie-Werbung für den Wirtschaftsstandort, diesmal wird für konkrete Veranstaltungen und ein spezifisches Kultur-Image geworben. Dazu kommt, dass Anzeigen im Kulturteil deutlich billiger sind als solche in den Wirtschaftsteilen. So beträgt das Budget im laufenden Jahr 50 000 Euro, für 2007 ist die gleiche Summe vorgesehen. "Damit können wir schon eine ganze Menge machen", sagt Volker Rabe, der für die Kultur-Koordination bei der IRT verantwortlich ist. Es gehe um einen "Startschuss für das Kulturmarketing" und einen "Türöffner für die Pressearbeit". Über die Anzeigen will man sich auch bei den Redaktionen der überregionalen Zeitungen ins Gespräch bringen. Deshalb hat man, wo es möglich war, das Umfeld von Kulturkalendern und - beilagen genutzt. Bei der Kultursommer-Beilage der "Zeit", die am 27. April erschien, ist das Kalkül aufgegangen. Seit Tagen gebe es deutlich vermehrte kulturtouristische Anfragen bei den Internet-Seiten, auf die in der Anzeige verwiesen worden sei, berichtet Rabe. Um auch redaktionell nachzufassen, will man im kommenden Jahr die überregionalen Journalisten gezielt informieren und zu einem "Kultur-Presse-Gipfel" an die Mosel einladen. Dass man es geschafft hat, sich trotz der Eifersüchteleien in der regionalen Event-Szene auf drei "Leuchttürme" für die Kampagne zu einigen, kann die IRT getrost als Erfolg verbuchen. Man hätte auch "Brot und Spiele" noch mit ins Boot genommen, aber dort setzen die Veranstalter weniger auf die Zielgruppe der Kulturbeflissenen und verteilen ihre Werbemittel nach anderen Prioritäten. Denn auch das gehört zum Konzept der IRT: Die beworbenen Veranstaltungen erhalten den Reklame-Segen nicht gänzlich umsonst. Sie müssen zehn Prozent der Anzeigenkosten selbst aufbringen "Dann achten alle genau auf die Effektivität", betont Volker Rabe. Durchgängiges und vernetztes Auftreten

Die Initiative Region Trier hat noch einiges mehr vor in ihrem Schwerpunktbereich Kultur, der nach dem krachenden Abgang von Moselfestwochen-Intendant Hermann Lewen schon erledigt schien. Angestrebt wird eine "Vereinbarung über abgestimmtes, durchgängiges und vernetztes Auftreten im Hinblick auf die Darstellung des Standortfaktors Kultur". Das klingt technokratisch, ist aber praktisch. So arbeitet man an einer funktionsfähigen Internet-Plattform, die über das Kulturjahr-Projekt Plurionet mit Daten und Terminen der Großregion vernetzt werden könnte. Das finale Ziel ist ehrgeizig und spiegelt sich im Titel einer internen IRT-Gesprächsrunde: "Von der Kultur-Regionalliga zur Kultur-Bundesliga".

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