Schock und Erleichterung

Merzig . Ein mit 5000 Tonnen Eisenerz beladener Güterzug ist in der Nacht zum Montag im saarländischen Merzig entgleist. Wie lange die Strecke noch blockiert sein wird, ist nach Bahn-Auskunft am Montag noch nicht absehbar.

Ralf Bernardi und Uwe Bohrer harren aus. Die beiden Merziger Feuerwehrleute gehörten zu den ersten Einsatzkräften, die nach dem Zugunfall im Bereich des Merziger Bahnhofs am Montag kurz nach null Uhr alarmiert wurden. Ein Güterzug, beladen mit rund 5000 Tonnen Eisenerz, war auf der Fahrt von Holland nach Dillingen bei einer Geschwindigkeit von rund 80 Stundenkilometern entgleist. Von den 36 Waggons stürzten 16 um, verkeilten sich, stellten sich teilweise quer zur Fahrtrichtung. Die Wucht des Aufpralls war so gewaltig, dass Schienen aus der Verankerung gerissen wurden. Es sei ein ohrenbetäubender Knall gewesen, "es schien uns, als ob das Haus in seinen Fundamenten erschüttert würde", beschreibt Anwohnerin Johanna Gaspers die Schrecksekunde kurz nach Mitternacht. "Dann hörten wir Martinshörner. Plötzlich war es entlang der Bahn taghell", erzählt Johanna Gaspers weiter. Ihren Mann Wilhelm habe es nicht mehr im Haus gehalten. Die ganze Nacht über habe er die Arbeiten beobachtet - ebenso wie viele weitere Merziger, die der Höllenlärm aufgeschreckt hatte. Entsetzen auch beim Merziger Ortsvorsteher Manfred Klein, der sich am Vormittag ein Bild von der Verwüstung machte. "Der Anblick des Trümmerfeldes erinnert mich an die ICE-Katastrophe von Eschede von 1998 ereignete", meint Klein. Zum Glück habe es aber im Fall von Merzig keine Toten gegeben und niemand sei zu Schaden gekommen. Derweil atmen die Sanitäter des Merziger Roten Kreuzes auf: keine Verletzten. Die beiden Lokführer seien mit dem Schrecken davon gekommen. Die Männer hatten die zwei Lokomotiven gesteuert, die den Unfallzug in einer so genannten Doppeltraktion zogen. Während die Sanitäter morgens gegen vier Uhr abziehen, geht die Arbeit für die Wehrleute den ganzen Montag über weiter. Spezialmaschinen wurden bereits am frühen Morgen geordert. Weitere Kräne sind in der Zwischenzeit in Stellung gebracht, Bäume werden gefällt. Um die umgekippten Waggons heben zu können, müssen Oberleitungen abgebaut werden. "Wir werden die Unfallstelle heute Abend und während der kommenden Nacht ausleuchten" sagt Bernardi. Das rote Zelt, das sie in der Nacht aufgebaut haben, wird zum Dreh- und Angelpunkt für alle Einsatzkräfte.

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