Schreck in der Abendstunde

MEHRING. Bei diesem Einsatz war es selbst den an Gefahren gewöhnten Feuerwehrleuten der Schweicher Wache mulmig zumute: Am späten Montagabend mussten sie in Mehring eine giftige Klapperschlange bergen (TV vom Mittwoch).

Um 22.16 Uhr ging der Anruf der Leitstelle ein, der Willi Thul, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Schweich, und seinen Feuerwehrkollegen Stephan Krempchen zu einem ungewöhnlichen Einsatz beorderte. In einem Wohngebiet am Ortsrand von Mehring, in der Straße Im Blumengarten, hatten Anwohner eine Schlange entdeckt. "Das Tier ringelte sich über die Terrasse auf eine Treppe", erzählt Willi Thul. "Es war ganz offensichtlich eine exotische Schlange, etwa 1,20 Meter lang, mit einem Durchmesser von 4 bis 5 Zentimetern." Besitzer nicht bekannt

Das bräunlich gefärbte Reptil mit der weißen Zeichnung stellte seinen Schwanz hoch und ließ ein charakteristisches Rasseln hören. Da war sich Stephan Krempchen, der sich für Schlangen interessiert, sicher: "Das ist eine giftige Klapperschlange." Mit einem Holzbrett schoben die Wehrleute das Tier von der Treppe in einen Eimer, der mit Luftlöchern versehen und mit Klebeband verschlossen zu dessen Nachtquartier wurde. "Wahrscheinlich ist es die aus Südamerika stammende Diamantklapperschlange", meint Stephan Krempchen nach einem ersten Blick in ein Fachbuch. Wie sich später herausstellt, handelt es sich bei dem exotischen Fund aber um eine amerikanische Prärie-Klapperschlange. "Es ist zumindest die erste exotische Giftschlange, die wir bergen mussten", sagt Willi Thul. Wie das Tier auf die Mehringer Terrasse kam? Darüber können die beiden nur spekulieren: "Entweder ist es ausgebüxt, oder jemand kommt nicht klar damit und hat es ausgesetzt, das wäre dann strafrechtlich zu verfolgen." Vorrangig sei in einem solchen Fall immer die Gefahrenabwehr, sagt Johannes Michels von der Polizeiinspektion Schweich, doch danach müsse tatsächlich geprüft werden, ob ein strafrechtlicher Verstoß im Hinblick auf Artenschutz, Haltung oder Gefährdung Dritter vorliege. "Wenn dem Besitzer des Tieres grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen würde, müsste er auch den Feuerwehreinsatz bezahlen", ergänzt Peter Fisseni von der Berufsfeuerwehr in Trier. Doch das sei nur selten der Fall. "Bergung von Tieren gehört bei uns zum normalen Geschäft." Wenn diesbezüglich ein Hilferuf bei der Leitstelle einginge, würde immer nach dem Aussehen des Tieres gefragt. "Wir haben hier einen Ordner Tierhilfe, darin sind zum Beispiel Fotos von einheimischen Schlangen, dazu Adressen von Schlangenexperten aus der Region." Einer von ihnen, der Biologe Ludwig Trutnau aus Altrich, Spezialist seit über 50 Jahren, beherbergt nun die Mehringer Klapperschlange im artgerechten Terrarium und verpflegt sie mit Kost aus Mäusen und Ratten. Vor Bissen hat er keine Angst: "Ich habe Serum zu Hause." Findern einer unbekannten Schlange rät er aber: "Unbedingt in Ruhe lassen, und wenn man gebissen wird, sofort ins Krankenhaus gehen". Wäre das Tier in Mehring nicht gefunden worden, hätte es nach seiner Ansicht noch Jahre in freier Natur weiterleben können. Falls jemand das Tier vermisst, kann er sich bei der Feuerwache in Schweich melden, Telefon 06502/9313-0. Hilferufe in ähnlichen Fällen nimmt die zentrale Leitstelle unter Notruf 112 entgegen.

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