Schreckliches Ende eines Festes

LIESER. Das Schlossfest 2003 in Lieser (Kreis Bernkastel-Wittlich) schien ein großer Erfolg zu werden. Noch nie war der Besucherandrang so groß wie in diesem Jahr. Besonders begeisterte am Sonntag die ungarische "Cocktail-Combo". Doch der Auftritt der vier Musiker aus Budapest endete tragisch - einer der Musiker starb, als ein Blitz einschlug.

 Gewaltige Kräfte: Der zerquetschte Transporter der ungarischen Musiker lässt erahnen, wie schwer das Baumteil gewesen sein muss.Foto: Joachim Johanny

Gewaltige Kräfte: Der zerquetschte Transporter der ungarischen Musiker lässt erahnen, wie schwer das Baumteil gewesen sein muss.Foto: Joachim Johanny

Der Auftritt der Ungarn hatte am Pfingstsonntag um 15 Uhr begonnen und sollte bis 17 Uhr dauern. Doch schon gegen 16.30 Uhr zog ein heftiges Unwetter über dem Moseltal auf. Schwarze Wolken, Blitze und erste Windböen ließen ein vorzeitiges Ende des Konzerts ratsam erscheinen. Die Budapester begannen, ihre teuren Instrumente und Anlagen von der Festbühne zu bergen oder abzudecken und dann in ihren Tourneebus zu verstauen, der in unmittelbarer Nähe abgestellt war.Kurz nach 16.30 Uhr, als das Gewitter richtig einsetzte, war diese Arbeit im Wesentlichen beendet. Während drei Musiker im Bus Schutz vor dem Wetter suchten, kehrte ihr 50 Jahre alter Gitarrist Miklasz Sandur noch einmal zur Bühne zurück, weil er sah, dass die Schutzplane wegzufliegen drohte.Augenzeugen berichten, dass im selben Augenblick, als Sandur die Bühne betrat, ein Blitz in eine unmittelbar neben der Bühne stehenden Zeder schlug. Der etwa 100 Jahre alte, gegabelte Baumriese wurde gespalten und ein Teilstamm mit fast 60 Zentimetern Durchmesser brach ab. Das tonnenschwere Baumteil zerschmetterte den Transporter der Gruppe und traf auf der Bühne den Musiker.Nach Angaben von Thomas Edringer, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, war die Freiwillige Feuerwehr Lieser sofort mit allen Kräften zur Stelle, da sie mit zu den am Fest beteiligten Ortsvereinen zählt. Trotzdem kam für Sandur jede Hilfe zu spät. Der Notarzt konnte kurze Zeit später nur noch den Tod des 50-Jährigen feststellen. Der Mann hinterlässt eine Lebensgefährtin und eine gemeinsame Tochter. Die drei übrigen Musiker im Bus kamen mit dem Schrecken davon.Der schreckliche Tod des Musikers hinterließ bei den zahlreichen Festgästen, die zu unfreiwilligen Augenzeugen geworden waren, eine tiefe Erschütterung. Nur wenige Minuten vor dem Unglück hatten sie die ungarische Combo mit begeistertem Applaus verabschiedet. Dazu Wehrleiter Edringer : "Für die betroffenen Zuschauer, Combo-Mitglieder und Helfer habe ich den psychologischen Betreuungsdienst nach Lieser bestellt. Auch Bürgermeister Ulf Hangert und Ortsbürgermeister Gerhard Stettler sind sofort zum Ort des Dramas geeilt." Auch Friedrich Zeltner von der Schlossfestgemeinschaft, der die Veranstaltung moderierte, ist geschockt. Zeltner fassungslos: "Diese Ungarn waren den ganzen Nachmittag so gut drauf. Die haben gespielt wie die Weltmeister." Am Pfingstmontag hätte die Gruppe nochmals auftreten sollen und auch für die Tanzmusik am Abend seien die Ungarn eingeplant gewesen.Zeltner: "Wir haben das Fest sofort abgebrochen. Die Leute sind tief geschockt. Ich glaube nicht, dass wir nächstes Jahr nochmals eine Neuauflage veranstalten. Die Erinnerung sitzt dann bei vielen noch zu tief."Die Aufräumarbeiten an der Unglücksstelle dauerten mehrere Stunden. Noch am frühen Abend waren die Feuerwehr Lieser und die Stützpunktwehr Bernkastel-Kues mit Motorsägen dabei, den gestürzten Baumriesen zu zerlegen. Ebenfalls im Einsatz waren das DRK und die Schutzpolizei Bernkastel-Kues. Inzwischen ermitteln Experten der Kriminalpolizei.

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