Schulen in Rheinland-Pfalz: In der Region fehlen Lehrer (Video)

Trier/Mainz · Vor dem Schulstart kritisieren Eltern, Schüler und Gewerkschaften die Bildungspolitik des Landes. Besonders die Frage, ob es genügend Grundschullehrer gibt, bereitet Sorgen.

Es läuft nicht wirklich rund im rheinland-pfälzischen Bildungssystem. Darin sind sich Eltern- und Schülervertreter einig. Das System werde kaputtgespart, klagt der Vorsitzende des Regionalelternbeirats, Reiner Schladweiler. Die vom Land verhängte Schuldenbremse, mit der verhindert werden soll, dass das Land ab 2020 neue Schulden macht, sei eine Bildungsbremse, sagte Schladweiler bei einem Gespräch mit Florian Hirsch, Vorstandsmitglied der Landesschülervertretung, in der TV-Redaktion . Bei Lehrermangel und um Lehrer zu entlasten, müssten die Schulen öfter mal auf externen Sachverstand zurückgreifen.

Beide sprechen sich dafür aus, dass Lehrer regelmäßig überprüft werden. Es könne nicht sein, sagt Hirsch, dass Lehrer während ihres gesamten Arbeitslebens nicht bewertet würden.

Als weitere Baustellen nennen die beiden Fehler bei der Integration von Flüchtlingskindern in Schulen und einen falschen Ansatz bei der Eingliederung behinderter Kinder. Die Inklusion stehe kurz davor zu scheitern, sagt Schladweiler.

In einer Petition fordern die Eltern mehr Geld für die Bildung. Sie verlangen mehr Lehrer, weniger Unterrichtsausfall, besser ausgestattete Schulen und modernere Lehrpläne.

Düstere Wolken ziehen auch auf, wenn es um die Versorgung mit Grundschullehrern im Land geht. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) spricht am Donnerstag in Mainz von einem bundesweiten Fachkräftemangel, der sich bemerkbar mache. Zugleich steigt die Zahl der eingeschulten Kinder im Land um fast 600. In ländlichen Räumen wie der Region Trier sei es nicht einfach, überhaupt alle festen Posten zu besetzen.

Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier teilt zwar auf TV-Anfrage mit, dass zum Schuljahresbeginn alle Planstellen in der Region vergeben seien. Die Behörde suche aber noch nach Vertretungskräften, die dann einspringen, wenn Lehrerinnen wegen Schwangerschaft oder Krankheit ausfallen.

Die befristeten Verträge stehen wiederum bei Opposition und Lehrergewerkschaften in der Kritik. Gerhard Bold, Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung, sieht für junge Lehrer einen größeren Anreiz, eine feste Stelle in einem benachbarten Bundesland anzutreten, als in Rheinland-Pfalz ohne Gewissheit auf einen sicheren Vertrag von A nach B zu pendeln. Recherchen der Gewerkschaft zeigten, dass die Zahl der Abwanderer steige. Ein Grund dafür sei auch die schlechte Bezahlung im Land. Bold behauptet, dass Grundschullehrer in anderen Bundesländern 300 bis 500 Euro mehr pro Monat bekommen. Er spricht sich dafür aus, deren Besoldung in Rheinland-Pfalz um eine Stufe anzuheben, was ihnen bis zu 500 Euro mehr pro Monat bringe. Berlin habe diesen Schritt jüngst vollzogen und habe nun keinen Lehrermangel mehr, sagt Bold. Die Lage in Rheinland-Pfalz sei dagegen eine "Katastrophe".

Ministerin Hubig hält dagegen, das Land gestalte das Lehramt an Grundschulen bereits attraktiv. Die durchschnittliche Klassengröße sei im Bundesvergleich mit 18,5 Schülern vergleichsweise niedrig, ebenso die Zahl der Pflichtstunden pro Woche. Dazu stelle das Land nun seit dem Frühsommer ganzjährig flexibel Lehrer auf Planstellen ein, wo dies vorher nur zu Beginn oder Mitte des Schuljahres der Fall war.

Die Opposition im Mainzer Landtag stört sich dagegen daran, dass das Land 150 Lehrer weniger einstellt als im Vorjahr. Hubig führt das auf sinkende Schülerzahlen zurück. Anke Beilstein (CDU) fordert eine Unterrichtsversorgung von mehr als 100 Prozent, um neue Herausforderungen zu bewältigen. Der Trierer AfD-Landtagsabgeordnete Michael Frisch spricht von einem "bildungspolitischen Fehlstart". WIE VIELE SCHÜLER IM LAND ZUR SCHULE GEHEN

(flor) Die Gesamtzahl der Schüler in Rheinland-Pfalz sinkt 2017/18 von 536.615 auf 531.000 im Vergleich zum Vorjahr. Dafür gibt es mit 34.750 Einschulungen insgesamt 595 mehr als noch 2016/17, teilte das Bildungsministerium mit. Das gilt auch für die Region Trier, die in diesem Jahr gut 250 Erstklässler mehr meldet. Mehr zum Thema

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