Schutzanstrich auf Verdächtigenliste

TRIER. Sieben Monate nach dem Auftauchen der ersten Krankheitsfälle im alten Trierer Polizeipräsidium gibt es einen neuen Verdacht: Möglicherweise ist ein spezieller Wand- und Deckenanstrich schuld an den Gesundheitsbeschwerden zahlreicher Mitarbeiter.

 Haus mit nur noch wenigen Hütern: das größtenteils geräumte alte Polizeipräsidium.Foto: Friedemann Vetter

Haus mit nur noch wenigen Hütern: das größtenteils geräumte alte Polizeipräsidium.Foto: Friedemann Vetter

Das Rätsel um den mysteriösen Krankheitserreger im alten Polizeipräsidium in der Südallee ist möglicherweise gelöst. Experten haben nach Informationen unserer Zeitung einen Stoff ausfindig gemacht, der für die Massenerkrankungen unter den rund 300 Mitarbeitern verantwortlich sein könnte. Der auf den Wänden und Decken angebrachte Harz-Schutzanstrich könnte nach Meinung von Fachleuten schuld an der Misere sein. Das will Triers Polizepräsident Manfred Bitter heute der Öffentlichkeit bekannt geben.Wie die Experten herausgefunden haben, enthält der meist zur Bodenversiegelung eingesetzte Schutzanstrich unter anderem die Zungenbrecher-Komponenten Bisphenol-A-Epichlorhydrin, Epoxid-Derivate und Butylglykol. Alle diese Stoffe seien reizend und Allergie auslösend, heißt es in einem internen Schreiben an die betroffenen Mitarbeiter, die Epoxid-Derivate stünden zudem im Verdacht, Krebs erregend zu sein. "Diese aktuellen Ergebnisse sind Anlass, dieser Spur weiter nachzugehen", schreibt Triers Polizeipräsident Bitter.

Parallel dazu laufen in dem zwischenzeitlich größtenteils geräumten Gebäude aus den 70er Jahren, das von Teilen der "Kundschaft" auch wenig freundlich "Bullenwürfel" genannt wird, weitere Untersuchungen und Messungen. Deren Ergebnisse sollen laut Bitter gemeinsam mit den Resultaten einer Mitarbeiter-Befragung zentral vom Institut für Umweltmedizin der Uniklinik Aachen bewertet werden.

Von den 300 Mitarbeitern im alten Polizeipräsidium hatte zuletzt mehr als ein Drittel über Gesundheitsbeeinträchtigungen wie Hautreizungen, Antriebslosigkeit oder blutige Nasenschleimhäute geklagt. Ein Großteil der Belegschaft ist zwischenzeitlich in ein eigens angemietetes Ausweichquartier in der Güterstraße gezogen. Aktuelle Äußerungen des Polizeipräsidenten lassen darauf schließen, dass die Kripobeamten wieder in den siebenstöckigen Bau an den Kaiserthermen zurückziehen, sobald die Ursache gefunden und beseitigt wurde. Das Gebäude Südallee sei "von der Funktionalität her für polizeiliche Arbeit derzeit die beste Adresse in Trier", heißt es in dem internen Schreiben Bitters.

Heißt mit anderen Worten: Der bis Ende vergangenen Jahres mit Millionenaufwand Asbest- und PCB-sanierte Bau wird wahrscheinlich erneut saniert. Stellt sich tatsächlich heraus, dass der Schutzanstrich der mysteriöse Krankheitserreger ist, kommt er wieder weg - kurze Zeit, nachdem er bei der Asbest-Sanierung aufgetragen wurde.

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