Schwieriger Auftakt

TRIER. Vor dem Trierer Landgericht hat gestern der Prozess gegen einen 55-jährigen gebürtigen Kosovo-Albaner begonnen. Ihm wird vorgeworfen, einen Tag vor Silvester seine Freundin aus nächster Nähe erschossen zu haben.

Sitzt da tatsächlich ein eiskalter Mörder vor den Richtern? Der Mann im roten Jogging-Anzug und weißen Turnschuhen, der gestern Mittag mit Handschellen und Fußfesseln in den Saal 130 des Trierer Landgerichts geführt wurde, macht einen gebrechlichen Eindruck. Der 55-jährige gebürtige Kosovo-Albaner, der seit vergangenem Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und in Konz (Kreis Trier-Saarburg) wohnt, spricht gebrochen Deutsch, ein Dolmetscher übersetzt Fragen und Antworten. Daher gestaltet sich die Befragung des sechsfachen Familienvaters schwierig. Immer wieder muss der Dolmetscher die drei Richter der Schwurgerichtskammer, der erstmals die Richterin Schmitz vorsitzt, in ihrem Frage-Eifer unterbrechen, damit er übersetzen kann. Mehrmals fragen die Richter nach, ob der Angeklagte es tatsächlich so gesagt habe. Denn viele Antworten des 55-jährigen gelernten Maurers und Schweißers klingen wirr. Etwa, wenn er davon erzählt, dass in Belgien, wohin er mit der Familie zunächst aus dem Kosovo geflohen war, zwei Männer in der Wohnung gewesen seien, die wissen wollten, womit sie ihre Wäsche waschen. Zwei Mal war er bereits in psychiatrischer Behandlung. Bei seiner Festnahme an Silvester vergangenen Jahres wurde er im Trierer Mutterhaus wegen psychischer Probleme und Selbstmordgedanken behandelt."Er hat seine Freundin geliebt"

Doch es dürfte schwierig sein für Anwalt Thomas Ehrmann, verminderte Schuldfähigkeit für den Angeklagten durchzusetzen. Denn das psychologische Gutachten schließt dies wohl aus. Unklar bleibt auch, warum der 55-Jährige seine Frau verlassen hat und im vergangenen Mai zu der 43-jährigen Krankenschwester, die er als Busfahrer bei der Lebenshilfe kennengelernt hat, gezogen ist, zumal er zunächst von einer "guten Ehe" spricht. Laut Ehrmann hat er seine Freundin, die ihn verlassen hat, "geliebt". Am Dienstag, 9 Uhr, wird der Prozess fortgesetzt. Laut Ehrmann will sich der Mann dann zu den Vorwürfen äußern.

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