Schwieriger Weg in den Job

MAINZ. Schwierige Integration: Behinderte finden immer schwerer einen Weg in den regulären Arbeitsmarkt. Mit Förderprojekten soll nun verhindert werden, dass für viele einzig und allein die Job-Alternative in einer Behinderten-Werkstatt bleibt.

Integrationsprojekte und individuelle Förderung sollen die Eingliederung von Menschen mit Behinderungen ins Arbeitsleben erleichtern. Eine in Mainz unterzeichnete Vereinbarung zwischen Sozialministerium, Kommunen, Arbeitsagentur, Wohlfahrtsverbänden und Behindertenselbsthilfe sieht unter anderem vor, mit einem speziellen Budget für Arbeit den Sprung in die reguläre Arbeitswelt zu erleichtern. "Mit Sorge" sieht der Behinderten-Beauftragte des Landes, Sozial-Staatsekretär Richard Auernheimer, dass immer mehr junge Menschen aus Förderschulen oder nach Trainingsmaßnahmen in eine Werkstatt wechseln statt in einen regulären Job. "Wir brauchen eine Umkehr dieses Trends", fordert Auernheimer. Die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt trifft Behinderte doppelt. Die Zahl der Arbeitlosen ist inzwischen auf 7100 gestiegen, bei landesweit insgesamt 170 000 Menschen ohne Job. Rund 13 000 Behinderte sind in Werkstätten beschäftigt. Jedes Jahr steigt nach Angaben von Karl-Hermann Seyl von der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten die Nachfrage um fünf Prozent. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, Aufträge zu beschaffen, weil zunehmend einfache Arbeiten ins Ausland verlagert werden. Die Werkstätten-Plätze sollten eigentlich für Menschen mit mehrfacher Behinderung oder geistiger Behinderung zur Verfügung stehen, so Seyl. Bisher ist es gelungen 200 bis 300 Arbeitsplätze nach außerhalb zu verlagern. Auf Basis der neuen Vereinbarung sollen nun Projekte zum Übergang in den Arbeitsmarkt entwickelt sowie Betriebspraktika und neue Außenarbeitsplätze ermöglicht werden.Ohne individuelle Hilfe geht gar nichts

Zudem werden das Integrationsmanagement der Werkstätten verbessert und regionale Kooperationen mit Kammern, Verbänden und kommunalen Verwaltungen eingegangen. Ohne individuelle und vernetzte Hilfe geht nichts, ist Wieland Henning von der Regionaldirektion der Arbeitsagentur sicher. Beim "Budget für Arbeit" werden in Modellprojekten Gelder für die Werkstattbeschäftigung zur finanziellen Unterstützung des Arbeitgebers in einem regulären Job eingesetzt. Die Werkstattarbeit beurteilt Marita Boos-Waidosch vom Netzwerk Selbstbestimmung und Gleichstellung zwar positiv. Doch sie plädiert nachdrücklich für mehr Geld und Engagement in Integrationsprojekten statt in Hilfen für "Sonderwelten", die nicht auf das soziale Umfeld der Betroffenen aufbauten. Auch behinderte Menschen müssten Alternativen haben, um selbstbestimmt zu leben. Die gesetzliche Vorgabe, fünf Prozent der Jobs mit behinderten Menschen zu besetzen, erfüllen derzeit weder das Land (4,8 Prozent) noch die freie Wirtschaft (3,5 Prozent).

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