Sehnsucht nach privatem Holz

Dass der Forstausschuss der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer in Bitburg tagt, ist ungewöhnlich. Dorthin gelockt hat ihn die Aussicht, mehr über ein landesweit einzigartiges Pilotprojekt zu erfahren. Dieses verfolgt das Ziel, in Privatwäldern "schlummerndes" Holz auf den Markt zu bringen - wie sich zeigte, mit Erfolg.

Bitburg. Rund 25 Prozent des rheinland-pfälzischen Walds gehört Privatleuten - vielleicht vom Opa geerbt, irgendwo, ein kleines Stück Wald in der Eifel, wo genau, weiß der Erbe womöglich gar nicht - und selbst wenn er es wüsste, was sollte er damit schon anfangen? Ein paar dicke, ein paar dünne Bäume, wem soll er das verkaufen? Viel zu viel Arbeit für zu wenig Ertrag. "Ein Beispiel-Projekt für ganz Deutschland"

Weil dieses Szenario nicht selten der Realität ähnelt, bleiben viele Privatwälder unbewirtschaftet. Was Naturschützer freuen mag, ärgert andere, denn Holz ist ein sehr begehrter Rohstoff. Deshalb hat der Waldbauverein Bitburg das in dieser Art bundesweite Modellprojekt "Eifel, Wald und Holz aktiv" ins Leben gerufen. Es hat das Ziel, das in Privatwäldern "schlummernde" Holz auf den Markt zu bringen. Auf eine "Sensibilisierungskampagne" folgte eine Waldinventur via Luftbild. Seit rund einem Jahr bietet der Waldbauverein mit der "Eifel Wald und Holz Management GmbH", dessen alleiniger Gesellschafter er ist, auch Dienstleistungen an: Für ihre rund 1700 Mitglieder im Einzugsgebiet der Forstämter Bitburg und Neuerburg fällt, rückt und vermarktet die GmbH das Holz in Kooperation mit den Forstämtern. "Das ist ein Beispielprojekt für ganz Deutschland", sagt Michael Prinz zu Salm-Salm, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände. Es zeige ganz große Erfolge. Über diese Erfolge des vom Land jährlich mit 60 000 Euro geförderten Projekts haben sich Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer, und die Mitglieder des Forstausschusses der Kammer gestern im Rahmen einer Tagung in Bitburg informiert. "2004 haben wir in Privatwäldern noch 12 000 Festmeter Holz eingeschlagen, 2005 waren es 25 000 und 2006 schon 36 000", sagt Johannes Kohnen, Vorsitzender des Waldbauvereins Bitburg. Das Ziel sei es, bis in neun Jahren die Förderung ausläuft, so viel Holz vermarkten zu können, dass sich die GmbH selbst tragen kann. Mindestens 50 000 Festmeter müssten dazu jährlich geschlagen werden. "Wir sind jetzt erst ein Jahr da, aber wir werden expandieren", kündigt Kohnen an. extra Weitere Themen im Forstausschuss: Außer mit dem Bitburger Pilotprojekt hat sich der Forstausschuss der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer in Bitburg auch mit den Folgen des Orkans "Kyrill" und zwei Kartellverfahren gegen die staatliche Forstverwaltung des Landes beschäftigt. In einem Verfahren sind Sägewerke die Kläger: Da sämtliches Holz über die zentrale Holzvermarktung auf den Markt komme, herrsche kein freier Wettbewerb. In einem zweiten Verfahren klagen private Anbieter von forstwirtschaftlichen Dienstleistungen gegen staatliche "Dumping-Preise": Der Staat biete diese Dienstleistungen günstiger an, als ein privater Anbieter dazu in der Lage wäre. (kah)

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