Sieben Jahre hinter Gitter für Mord an Ehefrau

Aachen/Dahlem . Weil er seine als Domina jobbende Frau nach 28 Ehejahren im Streit um die bevorstehende Trennung getötet hat, muss ein 54 Jahre alter Fotograf aus Dahlem-Baasem für sieben Jahre ins Gefängnis.

Das Landgericht Aachen verurteilte den Mann gestern wegen Totschlags. Er habe die Ehefrau nur einen Tag, bevor sie 49 Jahre alt geworden wäre, erst mit einem Nudelholz erheblich am Kopf verletzt und ihr dann ein Messer mit einer Klingenlänge von 20 Zentimetern ins Herz gestoßen. Im Urteil hieß es, er habe "bewusst brutal und massiv" auf sein Opfer eingewirkt. Der Mann nahm das Urteil ruhig auf. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von neun Jahren für ihn gefordert. In seinem Geständnis hatte der Fotograf erhebliche Geldprobleme in der Ehe erwähnt. Sowohl er als auch seine Frau mussten nebenher dazuverdienen. Die Krankenschwester jobbte erst als Küsterin in Baasem. Nach privaten Besuchen des Ehepaars in Swinger-Klubs wechselte sie zur Prostitution. Zuletzt war sie neben ihrer Tätigkeit im Krankenhaus in Mechernich Domina in einem Bonner Sex-Studio. Ihre Tätigkeit dort sei aber nicht der Auslöser für die Tat gewesen, betonte der Vorsitzende Richter Gerd Nohl. Vielmehr habe sich der Angeklagte zunehmend von ihr abgewertet gefühlt. "Er litt erbärmlich unter der Trennungssituation", hieß es in der Urteilsbegründung. Ganz spontan habe er seine Frau in der Nacht zum 2. März angegriffen. Sie habe ihm vorher eröffnet, dass die Trennung unwiderruflich sei. Das Gericht ging nicht davon aus, dass sie ihren Mann unmittelbar vor dem Tatgeschehen provoziert oder beleidigt hat. Der Angeklagte hingegen galt als depressiv, sensibel, konfliktverhindernd. Eine Nervenärztin bescheinigte ihm, in Stress-Situationen wenig gefestigt zu sein. "Schande über seinen Wohnort gebracht"

Vor Gericht hatte der Angeklagte unter Tränen berichtet, dass die Frau ihm in der Minute vor ihrem Tod noch etwas gesagt habe. Ihre letzten Worte seien milde und liebevoll gewesen. Was ihr Inhalt war, solle aber beider Geheimnis bleiben. Dies ist nach Einschätzung der Kammer falsch. Zumindest die hilf- und ratlos dastehenden 24 und 27 Jahre alten Söhne des Paares hätten nun ein Anrecht darauf, dass der Vater ihnen den Tatablauf von Anfang bis Ende offenbare und deutlich mache, dass er die Verantwortung ab sofort nicht mehr von sich schiebe. Nohl: "Nur dann wird es in Zukunft ein wenig Vergebung geben." Er habe Schande über seinen Wohnort gebracht, wo er selbst nach 25 Jahren bis zuletzt immer "der Fremde" war. Und er habe Schande über die ganze Familie gebracht. Nun laufe er Gefahr, den Scherbenhaufen noch größer werden zu lassen, wenn er weiterhin einen Großteil der Schuld dem Opfer zuschiebe. Ganz sicher sei es nämlich so, dass er selbst an den Vergnügungen in Swinger-Klubs begeistert teilgenommen habe, und dass ihn die Nebentätigkeit seiner Frau als Domina im "Klinik-Sex-Bereich" keinesfalls gestört habe. Eher schon ihre außereheliche Beziehung zu einem Pianisten.

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