Spielhölle am Himmel

HAHN. Fliegen für lau, dafür aber daddeln, bis die Finger qualmen. Der Chef des irischen Billigfliegers Ryanair, Michael O’Leary, will seine Maschinen zu fliegenden Spielhöllen machen.

"Mit Unterhaltung wird künftig wirklich Geld gemacht", kündigte Ryanair-Chef Michael O'Leary auf dem Weltkongress der Billigflieger in Amsterdam an. Ryanair wolle in Zukunft sein Geld mit allem Möglichen, nur nicht mehr mit dem Verkauf von Flugtickets verdienen, sagte der wortgewaltige Ire. Bereits heute macht der Umsatz mit Hotelbuchungen und Mietwagen 16 Prozent aus. Auch mit Gepäckgebühren und dem Verkauf von Essen, Getränken, Schmuck und Parfum an Bord macht die irische Fluggesellschaft Geld. Und Gewinnspiele an Bord der blau-gelben Flieger gehören längst zum Standard. Das habe gezeigt, so O'Leary, dass die Passagiere sich langweilten und nach Unterhaltung suchten. Der Billigflieger entwickelt sich immer mehr zur Butterfluggesellschaft. Wie einst die Schiffsfahrten auf der Nordsee, bei denen Rheumadecken, Schnaps, Zigaretten und eben auch Spiele angeboten wurden. Ab 2007 sollen Spielautomaten und Glücksspiele auf den Ryanair-Flügen angeboten werden. Im vergangenen Jahr hatte der Billigflieger etwa ein Viertel seiner Tickets gratis abgegeben. O'Leary glaubt, mit den fliegenden Casinos den Anteil der Freiflüge in spätestens fünf Jahren auf mindestens 50, wenn nicht sogar 100 Prozent steigern zu können. Im April 2005 startete Ryanair sein erstes Experiment, um für Unterhaltung an Bord zu kassieren: Hollywood- und Zeichentrick-Filme gegen Gebühr. Im nächsten Jahr soll es auch Internet-Spiele für Kinder in der Luft geben, und Passagiere dürfen während des Flugs mit ihrem Handy telefonieren - gegen Bezahlung natürlich. Um den Gewinn zu steigern (im dritten Quartal stieg er um 17 Prozent), sucht O'Leary stets nach neuen Einnahmequellen und Möglichkeiten, die Kosten zu senken. Neueste Idee: In London sollen die Passagiere künftig außerhalb des Flughafens Stansted eingecheckt und mit dem Bus direkt zum Flieger gebracht werden.

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