Spitals letzter Wunsch

TRIER. Eine Woche nach seinem Tod wird heute der ehemalige Trierer Bischof Hermann Josef Spital (81) im Dom beigesetzt. Zu den Beerdigungsfeierlichkeiten werden mehrere tausend Gläubige erwartet, darunter hochrangige Kirchenvertreter und Politiker. Spitals letzter Wunsch: ein Gebet auf dem Totenzettel.

Der am vergangenen Mittwoch in seiner Heimatstadt Münster gestorbene Alt-Bischof Hermann Josef Spital wird heute Morgen ein letztes Mal durch seine Bischofsstadt geleitet. Um 10 Uhr wird der seit Samstag in der Jesuitenkirche aufgebahrte Sarg mit den sterblichen Überresten Spitals in einer feierlichen Prozession durch die Brot-, Graben- und Sternstraße zum Dom gebracht. Dem von Angehörigen der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft eskortierten Sarg gehen zwei Seminaristen voraus, die die Mitra (Kopfbedeckung) und den Bischofsstab Spitals tragen. Gemäß einer alten Tradition wird der Bischofsstab verkehrt herum gehalten, also mit der Krümmung nach unten. Während der gesamten Prozession, die etwa eine halbe Stunde dauert, läutet die Totenglocke im Dom, die so genannte Helenaglocke. Weil sie vorigen Donnerstagmorgen nicht funktionierte, als die Nachricht vom Tod Spitals Deutschlands älteste Diözese erreichte, erlebte Weihbischof Jörg-Michael Peters in der Frühmesse eine Schrecksekunde; er ließ stattdessen eine andere Glocke läuten. Inzwischen ist der Motorschaden der monumentalen Helenaglocke aber wieder behoben.Tagesgebet auf dem Totenzettel

Zum Pontifikalrequiem (Begräbnisgottesdienst, der von einem Bischof zelebriert wird) im Trierer Dom werden zahlreiche ranghohe Kirchenvertreter aus Deutschland, Bolivien und Luxemburg erwartet, darunter die Kardinäle Karl Lehmann (Mainz), Joachim Meisner (Köln), die Erzbischöfe Edmundo Abastoflor (Bolivien) und Fernand Franck (Luxemburg) sowie mehrere Bischöfe und Weihbischöfe. Hauptzelebrant ist der Trierer Bischof Reinhard Marx. Als Vertreter der Politik werden unter anderem Saarlands Ministerpräsident Peter Müller und der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch an dem Gottesdienst teilnehmen. Der Sarg wird während des rund eineinhalbstündigen Requiems an den Stufen zur Altarinsel aufgestellt und gegen Ende über eine spezielle Vorrichtung in die Krypta unter dem Hauptaltar herabgelassen. Zur Beisetzung Spitals in der so genannten Grablege der Trierer Bischöfe sind aus Platzgründen nur engste Familienangehörige, Bischöfe und Mitglieder des Domkapitels zugelassen. Sie wird aber über Lautsprecher in den Dom übertragen. Spital findet seine letzte Ruhestätte an der Seite seines 1993 gestorbenen Vorgängers Bernhard Stein. Nach Angaben von Domdechant Prälat Franz Josef Gebert wurde Spitals Leichnam in eine Zinkwanne gelegt, diese wiederum in einen Holzsarg. Diese Vorgehensweise sei bei Begräbnissen in einem Gebäude vorgeschrieben. Mit dem Begräbnis des Alt-Bischofs endet auch der Trauergottesdienst. Nach Angaben Geberts hat Hermann Josef Spital für seinen Trauergottesdienst nur einen einzigen Wunsch geäußert: Schon vor vier Jahren habe er dem Dompropst ein Gebet für den Totenzettel gegeben, das Spital selbst täglich gebetet habe. Die Totenzettel mit den Gedanken Spitals zu diesem Gebet werden heute nach dem Requiem verteilt. Das Pontifikalrequiem für Alt-Bischof Spital wird ab 10.30 Uhr live im dritten Fernsehprogramm des Südwestrundfunks übertragen.

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