Spitzahorn statt Fichte

MAINZ. Dem Patient Wald geht es wieder merklich schlechter: Mehr als jeder dritte Baum ist deutlich geschädigt, bei den Buchen sogar mehr als die Hälfte. Neben den Luft-Schadstoffen wird die Klimaveränderung mit zunehmender Hitze und Dürre zur zentralen Belastung.

Der leidende Wald erholt sich trotz Erfolgen bei der Verringerung der Luftschadstoffe nicht. Während das Ökosystem nur sehr langsam auf die rückläufigen, aber immer noch zu hohen Belastungen durch Schwefelverbindungen und die Stickoxide des Verkehrs reagiert, wird es durch den Klimawandel zunehmend in Stress versetzt, wie der von Umweltministerin Margit Conrad (SPD) vorgelegte aktuelle Waldzustandsbericht zeigt. In den letzten 20 Jahren war es 18 Mal zu warm, weisen vor allem die Sommerwerte aus. Die Häufung der Hitze- und Dürreperioden, zunehmende Schäden durch Insekten und die die Ausbreitung fremder, Wärme liebender und schädlicher Organismen treibt den Anteil der Bäume mit deutlichen Schäden noch einmal um fünf Prozentpunkte auf 36 Prozent nach oben. Vor allem die Buchen sind zu mehr als der Hälfte (plus neun Prozentpunkte) gravierend betroffen, während sich die Lage bei Fichte, Eiche und Kiefer kaum verschärft hat. Klimaveränderungen habe es zwar immer gegeben, so Conrad, jedoch nicht mit dieser Schnelligkeit. So wird etwa die Fichte nach Überzeugung der Forstexperten in wärmeren Zonen wie dem Moseltal durch Trockenstress künftig grundlegende Probleme bekommen. Teilweise wird bei Neuanpflanzungen in den Wäldern schon verstärkt mit einem entsprechenden Baum-Mix reagiert. Speierling, Spitzahorn, Esskastanie oder Kiefer und Douglasie kommen mit wärmeren und trockenerem Klima besser zurecht. Als robust haben sich die Eichenwälder an der Mosel erwiesen. Zugenommen hat landesweit auch die Schädlingsbelastung. Fast zehn Prozent der drei Millionen Festmeter Ernte sind "Käfer-Holz" - und damit weniger wert. Zunehmend Sorge bereitet auch das Auftreten des Kastanienkrebses. Der Pilz schädigt vor allem die Kastanienwälder oberhalb von Weinbergen. 40 von 2000 Hektar sind inzwischen trotz umfangreicher Bekämpfung stark bedroht. Auf das Sammeln von Maronen braucht dennoch niemand zu verzichten. Um die Lage des Waldes zu verbessern, wird weiter auf Bodenkalkung und den Umbau zu artenreichen Mischwäldern gesetzt. Um die Auswirkungen des Klimawandels im Wald zu analysieren, fehle es dagegen noch an Forschungen, räumte Conrad ein.

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