Startschuss für die Lobby-Arbeit

BERLIN. Die Zukunft der von der Schließung bedrohten Eifel-Airbase Spangdahlem sieht seit Montag etwas rosiger aus. Bei einem Empfang in Berlin äußerte sich Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) optimistisch zum Fortbestand des US-Stützpunkts.

Man habe dem amerikanischen Pentagon signalisiert, dass der Eifelstützpunkt aus deutscher Sicht unverzichtbar sei, sagte Peter Struck gestern in Berlin. Mehrere deutsche Politiker und Unternehmer aus der Region Trier wollen sich allein darauf aber nicht verlassen. Sie gründeten kurz zuvor den "Host Nation Council Spangdahlem". Der Verein will vor allem in den USA Lobby-Arbeit für die Airbase Spangdahlem machen. Noch ist das in der Parlamentarischen Gesellschaft vis-à-vis des Reichstags gegründete Unterstützungskommitee eine Art große Koalition. Sieht man von dem ersten Vorsitzenden, dem Chef der Bitburger Getränke-Gruppe Michael Dietzsch, einmal ab, sitzen nur Politiker von CDU und SPD im Vorstand des Vereins. Das aber soll sich möglichst bald ändern. Vor allem auf finanzstarke Unternehmen, die ein wirtschaftliches Interesse am Verbleib der Amerikaner in der Region haben, hat es die Vereinsspitze abgesehen (der TV berichtete). Die Firmen sollen gemeinsam mit Kommunen und Privatleuten dafür sorgen, dass sich die Vereinskasse möglichst rasch füllt. Angepeilt sind satte 250 000 Euro Mitgliedsbeiträge bis Ende nächsten Jahres, verlautete aus Vorstandskreisen. Mit dem Geld soll insbesondere in den Vereinigten Staaten für den US-Flugplatz Spangdahlem getrommelt werden. Weil professionelle Lobby-Arbeit nicht zum Nulltarif zu haben ist (der Bitburg-Prümer Landrat Roger Graef: "Der Lobbyist Michael Clark rechnet normalerweise in Millionenbeträgen ab."), werden die Vereinsmitglieder kräftig zur Kasse gebeten: 60 Euro jährlich ist der Mindestbeitrag, "nach oben ist keine Grenze gesetzt", sagte Council-Chef Michael Dietzsch. Drei Kommunen haben ihren Beitritt bereits abgesegnet: die Ortsgemeinde Spangdahlem (Monatsbeitrag 500 Euro), die Verbandsgemeinde Speicher (Monatsbeitrag 1000 Euro) und der Kreis Bitburg-Prüm (Monatsbeitrag 2000 Euro). Weitere sollen folgen. Vereins-Chef Dietzsch betonte am Montag in Berlin die besondere Bedeutung der Airbase Spangdahlem für die Region Trier. Hart ins Gericht ging er in diesem Zusammenhang mit den Kritikern der US-Präsenz in der Eifel. "Wenn in Bitburg nicht vor 1994 gegen die zweite Startbahn gestimmt worden wäre, gäbe es den Flugplatz wohl heute noch", sagte der Brauerei-Manager. Nicht alle Parteien mit im Boot

Mit Lobby-Arbeit vor allem in den USA versuche man nun zu verhindern, dass Spangdahlem geschlossen werde. Laut Dietzsch überprüft derzeit eine Kommission des amerikanischen Kongresses alle US-Stützpunkte im In- und Ausland. "Davon ist auch Spangdahlem betroffen." Landrat Roger Graef (CDU) rechnet damit, dass in Washington spätestens 2005 eine definitive Entscheidung über die Zukunft der Eifel-Airbase fallen wird. Vor Ort stößt der neu gegründete Verein unterdessen nicht auf eine uneingeschränkte Solidarität. Die Bitburg-Prümer Kreistagsfraktion der Grünen kritisierte gestern die Vereinsgründung als "Verschwendung von Steuergeldern" und ist gänzlich anderer Meinung als Dietzsch und Graef: Die Erfahrungen mit der Schließung des Flugplatzes Bitburg hätten gezeigt, dass die Amerikaner ihre Entscheidungen einzig nach finanziellen und strategischen Gesichtspunkten träfen.

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