Steiler Weg zur Großregion

MAINZ. Die Region Saar-Lor-Lux kommt trotz vieler Initiativen nur langsam zusammen. Über praktische Fortschritte Gemeinsamkeiten entwickeln, lautet das Motto des Mainzer Ministerpräsidenten und amtierenden Vorsitzenden des Gipfels der Großregion Kurt Beck.

Ein konkretes Ergebnis hat das Arbeitstreffen zumindest gebracht, das zur Halbzeit der 18-monatigen rheinland-pfälzischen Präsidentschaft für die Großregion am Freitag in Mainz stattfand: Präsidentschaft und der Vorsitz der Arbeitsebene (Regionalkommission) liegen ab sofort in einer Hand, um die Reibungsverluste im grenzüberschreitenden Miteinander möglichst zu verringern. Doch entgegen ursprünglicher Absichten kamen die Vertreter aus dem Saarland, aus Lothringen, Luxemburg, Rheinland-Pfalz, der Wallonie und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens nicht überein, welche Aufgaben das bereits eingerichtete Haus der Großregion in Luxemburg denn tatsächlich leisten soll. Nun will man möglichst bis zum nächsten Gipfel im Juni 2006 entscheiden, ob es unter anderem zur Servicestelle für die Wirtschaft ausgebaut wird. "Wir kommen voran, wenn es mir auch manchmal zu langsam geht", lautet Becks Bilanz des Zwischengipfels. Die Fortschritte seien trotz vielerlei Initiativen mühsam, urteilt der Vorsitzende des Wirtschafts- und Sozialausschusses der Großregion, der Trierer IHK-Geschäftsführer Arne Rössel. Nach seiner Einschätzung gibt es kein richtiges Weiterkommen und zu wenige handfeste Vereinbarungen, die das grenzüberschreitende Miteinander erleichtern.Bis zum Frühjahr gemeinsame Studie

Einig sind sich die Partnerregionen in der Einrichtung eines gemeinsamen Kulturfonds für das Projekt "Europäische Kulturhauptstadt 2007", das von Luxemburg aus in die Großregion ausstrahlt. Die Hälfte der acht Millionen Euro steuert Luxemburg bei, jeweils eine Million das Saarland und Rheinland-Pfalz. Ob der gemeinsame Fonds allerdings dauerhaft wird, ist ungewiss. Im Rahmen eines Zehn-Punkte-Programms soll bis zum Frühjahr eine Studie zu gemeinsamen wirtschaftlichen Entwicklungsperspektiven erstellt werden. Bereits im Dezember ist geplant, bei einem Treffen der Hochschulpräsidenten in Speyer einen Koordinator für die Zusammenarbeit zu benennen. Positive Erfahrungen gibt es inzwischen mit dem Projekt "Gemischte Schulklassen", bei dem es im Oktober zum ersten Austausch von jeweils zwei halben Klassen zwischen dem Hindenburg-Gymnasium Trier und dem Collège Robert Schuman in Metz kam. Fest vereinbart sind auch ein internationales Jugendfußballturnier im April 2006 in Kaiserslautern und ein Jugendforum Ende März in Namur. Politisch aktiv werden will die Großregion nach Angaben des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) bei der EU, um eine komplette Verlagerung der Strukturförderung an die neuen Außengrenzen der Union zu verhindern. Die Binnen-Grenzregionen dürften bei der Regionalförderung nicht hinten runterfallen, fordert Müller. Dass die Region Saar-Lor-Lux noch keineswegs beim Bürger verankert ist, weiß auch Kurt Beck. Über die Identifizierung mit der Großregion dürfe man sich keine Illusionen machen, gesteht er zu. Doch mit Sprachförderung, Schüleraustausch und Jugendbegegnungen hofft er eine neue Gemeinsamkeit zu entwickeln.

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