Steiniger Weg aus dem Müll-Chaos

TRIER. Eine neue Gesellschaft soll die Region aus dem Müllchaos führen. Der Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft stimmte nun dem Vorschlag zu, wonach die halb fertige Trockenstabilat-Anlage in Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg) von der gerade gegründeten GmbH übernommen werden soll.

Der Weg aus der Pleite war und ist steinig: Zwar ist der Auflösungsvertrag mit dem Energieriesen Eon über die halb fertige Trockenstabilat-Anlage seit vergangener Woche notariell in trockenen Tüchern. Doch offiziell muss nun noch die Gläubigerversammlung des Pleite gegangenen Investors Herhof im März entscheiden, ob auf die vereinbarte Ausfallbürgschaft von zwölf Millionen Euro verzichtet und die Anlage quasi verschenkt werden soll. Der Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft geht allerdings davon aus, dass alles nur noch eine reine Formsache ist. Immerhin macht man ja auch ein Schnäppchen: Es gibt eine Anlage, deren derzeitiger Wert auf 20 Millionen Euro geschätzt wird, für knapp vier Millionen Euro. Und die restlichen acht Millionen aus der Vertragserfüllungsbürgschaft werden bar ausgezahlt. Doch bis dahin war es eben ein steiniger Weg, gespickt mit juristischen Finessen und Spitzfindigkeiten. Mehr als einmal mussten der ehemalige Verbandsvorsteher Richard Groß und sein Geschäftsführer Maximilian Monzel bei Eon und den Gläubigern bei der Commerzbank vorsprechen. Dabei war der Energiekonzern bis zur Pleite von Herhof gar nicht Besitzer der Mertesdorfer Anlage gewesen. Über die Beteiligung an einem hessischen Entsorger ist er überhaupt erst daran gekommen. Von da an musste er die Verbindlichkeiten von Herhof übernehmen - inklusive der Bürgschaft für den zwischen dem Investor und dem Zweckverband geschlossenen Entsorgungsvertrag über 20 Jahre. Lange Zeit sah es so aus, als wollten die Verantwortlichen in der Eon-Zentrale pokern und die Kommunen in der Region Trier am langen Arm verhungern lassen. Erst Ende vergangenen Jahres lenkte der Konzern ein und stimmte zu, die Bürgschaft auszuzahlen. Doch nachdem die ersten Sektkorken in der Region geknallt hatten, kehrte bei einigen Kommunalpolitikern schnell Ernüchterung ein. Was soll man mit einer halb fertigen Trockenstabilat-Anlage? Ist man als kommunaler Zweckverband überhaupt in der Lage, eine solche Anlage kostendeckend zu betreiben? Ab kommendem Jahr biologische Trocknung

Der Dauner Landrat Heinz Onnertz, seit Januar Vorsteher des Abfallzweckverbands, umging diese Diskussion. Er gründete eine Gesellschaft für regionale Abfallwirtschaft. Geschäftsführer dieser GmbH ist ebenfalls Monzel ("Und das für Gotteslohn", so Monzel), der damit dreifacher Müll-Chef wird. Neben der neuen Gesellschaft leitet er auch noch den Abfallzweckverband Trier (ART) und den regionalen Zweckverband RegAb. Die neue Gesellschaft, die sich noch in Gründung befindet, übernimmt, sobald die Gläubigerversammlung mit dem Daumen nach oben zeigt, die Anlage, die so schnell wie möglich fertig gestellt werden soll. Bereits Anfang nächsten Jahres soll in Mertesdorf ein Großteil des regionalen Mülls biologisch getrocknet werden, um die Abfallmenge, die derzeit für viel Geld von RWE und Remondis zu Verbrennungsanlagen transportiert wird, deutlich zu reduzieren. Vorteil der neuen Gesellschaft für regionale Abfallwirtschaft: Sie kann privatwirtschaftlich arbeiten und ist damit auch nicht an Tarife des öffentlichen Dienstes gebunden. Experten gehen davon aus, dass die Gesellschaft trotz einiger Widerstände in den kommunalen Gremien einen Teil der Anlage, nämlich die Trocknung des regionalen Mülls, selbst übernehmen wird. Die Weiterbehandlung und Vermarktung könnte demnach an Dritte vergeben werden. Will man jedoch im Zeitplan bleiben (im September 2007 laufen die Verbrennungsverträge mit RWE und Remondis aus), müsste realistischerweise im August dieses Jahres eine europaweite Ausschreibung für die Müllverwertung der Region erfolgen. Der Weg aus dem Müllchaos ist eben steinig.

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