Strafrecht unter freiem Himmel

TRIER. Wehende Transparente, Vorlesungen in der Fußgängerzone und Diskussionen auf dem Campus: Mit einem Protesttag haben die Studenten der Universität Trier auf die desolate Finanzsituation der Hochschule aufmerksam gemacht und Solidarität mit ihren Kommilitonen in anderen Bundesländern demonstriert.

Weiß-rote Absperrbänder flattern vor den Gebäuden, "Protest jetzt" steht auf signalroten Plakaten: Unmissverständlich fordern die Organisatoren des Protesttags die übrigen Studenten auf, Vorlesungen und Seminare ausfallen zu lassen. Stattdessen ist Weiterbildung in Sachen Hochschulpolitik angesagt: Auf dem Forum vor der Mensa informieren am Vormittag verschiedene Referenten über Themen wie die Finanzlage der Uni Trier und anderer Universitäten sowie deren personelle Ausstattung.Mit bunten Transparenten machen die Studenten auf sich aufmerksam: "Arm geboren, dumm gestorben", heißt es auf einem, "Sparst du noch oder studierst du schon?" auf einem anderen. Rund 500 Personen zählen die Organisatoren zur Spitzenzeit vor der Bühne."Die Universität ist an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt", sagt Hochschulpräsident Peter Schwenkmezger. Mit den Demonstranten erklärt er sich solidarisch. Er wünsche sich keine Konfrontation, vielmehr gelte es, die Verantwortlichen für die Ziele zu gewinnen.Auch in der Trierer Innenstadt machen die Studenten auf die desolate Lage der Hochschulen aufmerksam. Mit Megafon bewaffnet hält Professor Volker Krey vor rund 500 Zuhörern eine Strafrechts-Vorlesung vor der Porta Nigra - nicht ohne sarkastische Worte zur Finanzlage der Hochschulen: "In Deutschland gibt es viel Geld zu verschwenden. Ich glaube, die Politik wird diese Chance weiterhin nutzen."Eng wird es für 45 Studenten in der Simeonstraße: Friedhelm Burgard hat sein Proseminar zur mittelalterlichen Geschichte kurzerhand in die Fußgängerzone verlegt. Eine 31 Quadratmeter große Fläche halten 45 Studenten 90 Minuten lang besetzt - genauso viel Platz haben sie im Seminarraum. Die Studenten halten Referate und diskutieren historische Themen. Kommilitonen begleiten sie mit Transparenten und verteilen Flugblätter an Passanten.AStA kündigt weitere Proteste an

Zu dem Protesttag aufgerufen hat der AStA der Universität Trier, die studentische Interessenvertretung. "Wir haben in den letzten Monaten gemerkt, dass Dozenten und Studenten nur ihre eigenen Probleme sehen", sagt AStA-Sprecher Stefan Schopohl. "Wir müssen aber allen klarmachen, wie miserabel die Gesamtlage ist." Der Protesttag sei der Auftakt zu weiteren Kundgebungen. "Es wird eine Demo in der Stadt geben", kündigt Schopohl an. "Und weitere Aktionen an der Uni."Zeitgleich zu den Protesten in Trier demonstrieren in Landau rund 1800 von 5000 Studenten auf dem Campus der Uni Koblenz/Landau. Mit dem Protesttag in Trier und der Kundgebung in Landau schließen sich die rheinland-pfälzischen Studenten ihren Kommilitonen aus anderen Bundesländern an, die teils schon seit über einem Monat demonstrieren.

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