Streit macht auf Problem aufmerksam

TRIER/GRIMBURG. Es wurde viel darüber diskutiert, doch eine befriedigende Lösung ist bislang nicht in Sicht. Wie können Kindergartenkinder sicher in Linienbussen transportiert werden? Im Hochwaldort Grimburg wird seit Monaten darüber gestritten.

Eins muss man dem Ortsbürgermeister von Grimburg (Kreis Trier-Saarburg) zugute halten: Er hat auf ein Problem aufmerksam gemacht, das die Landkreise als Verantwortliche des Bustransports weiterhin auf die lange Bank schieben. Den sicheren Transport von Kindergartenkindern hat sich Franz-Josef Weber seit Jahren auf die Fahnen geschrieben. Immerhin hat der streitbare Anwalt für einen Fünfjährigen aus Naurath (Kreis Trier-Saarburg) beim Bundesverwaltungsgericht ein Urteil gegen den Kreis erstritten. Darin heißt es, dass der Landkreis für die Aufsicht von Kindergartenkindern in Linienbussen zuständig ist. Und weil diese Aufsicht in den Augen von Weber in seinem Heimatort Grimburg, von wo aus die Kinder mit dem Bus ins benachbarte Gusenburg zum Kindergarten fahren müssen, nicht gewährleistet war, hat er als Vorsitzender des Kindergartenzweckverbandes die Erzieherinnen angewiesen, die Kinder von und nach Grimburg zu begleiten. Ein einmaliger Schritt in der Region. Nirgends sind Erzieherinnen als Busbegleitung verpflichtet worden. Bislang haben die Kreise keine Notwendigkeit gesehen, sich Gedanken über die Busbgegleitung von Kindergartenkindern zu machen. Im Kreis Trier-Saarburg stellt man sich seit dem Urteil auf den Standpunkt, dass die Eltern die Aufsicht in den Linienbussen übernehmen können. Immerhin hat man im Kreis Bernkastel-Wittlich mit einem 17 Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog reagiert. Darin heißt es unter anderem, dass Kindergartenkinder nicht zusammen mit Schülern weiterführender Schulen transportiert werden dürfen. Während die Grimburger Eltern froh sind, dass ihre Kinder seit einem Jahr nicht mehr ohne Aufsicht transportiert werden, tobt zwischen Weber und den Erzieherinnen ein erbitterter Streit über die umstrittene Dienstanweisung, der nun erneut vorm Trierer Arbeitsgericht gelandet ist. Die Erzieherinnen wollten die Anweisung kippen. Doch alle sieben Klagen der betroffenen Erzieherinnen wurden abgeschmettert. "Die Beaufsichtigung der Kinder im Bus steht zumindest im engen Zusammenhang mit der pädagogischen Arbeit der Klägerin", hieß es im ersten Urteil vom Februar. Die Erzieherinnen weigerten sich nicht, die Kinder im Bus zu begleiten, sagt deren Anwältin Jutta Christen. "Sie wehren sich dagegen, dass man von ihnen verlangt, während der Mittagspause unentgeltlich nach Grimburg zu fahren, um dort die Kinder abzuholen." Während die Busbegleitung morgens während der Arbeitszeit erfolgt, sind die Erzieherinnen mittags gezwungen, einen Teil ihrer Mittagspause zu opfern, um überhaupt zu den an der Haltestelle wartenden Kindern im Nachbarort zu kommen. Weber stellt sich auf den Standpunkt, dass es Sache der Erzieherinnen sei, wie sie dorthin kommen. Immerhin habe er sich dafür eingesetzt, dass sie kostenlos mit dem Bus nach Grimburg fahren könnten, wo ihre Arbeitszeit am Nachmittag beginne. Völlig abstrus wird es allerdings nach Ende des Kindergartens, wenn eine Erzieherin die Grimburger Kinder nach Hause begleitet und dann von dort nicht mehr weg kommt. Weber hat die Putzfrau des Kindergartens beauftragt, die Erzieherin mit nach Gusenburg zu nehmen. Eine Regelung, die auch Arbeitsgerichts-Direktor Karl-Heinz Radünzel verwundert. Trotzdem weist er die Klage ab. "Dann werden wir eben wegen nicht bezahlter Überstunden klagen", kündigt Anwältin Christen an. Der Streit geht also weiter. Und es wird über ein Problem diskutiert, das immer drängender für die Landkreise werden wird. Seit der Kindergartentransport, etwa im Kreis Bitburg-Prüm, 1997 in den öffentlichen Linienbusverkehr integriert wurde, wird dort über eine Busbegleitung gestritten. Offenbar hat man sich auch noch nirgends Gedanken darüber gemacht, wie der Transport von Unter-Dreijährigen gewährleistet sein soll, die demnächst einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz haben werden.

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