Streit um Betreuung im Namen Allahs

Pläne für einen muslimischen Kindergarten haben heftigen Parteienstreit in der Mainzer Kommunalpolitik ausgelöst. Von der CDU kommt entschiedener Widerstand. Noch prüft das Landesjugendamt den Antrag des Vereins Arab Nil-Rhein. Vor zwei Jahren entfachte der bereits mit seinem Vorstoß für eine Islam-Grundschule Wirbel.

Mainz. Religiöse Erziehung bieten und die Bildungschancen von Einwanderer-Kindern verbessern will der Mainzer Verein Arab Nil-Rhein. Nachdem er mit seinen Plänen für eine staatlich anerkannte islamische Grundschule bislang nicht weitergekommen ist, will er nun im kommenden Jahr eine muslimische Kindertagesstätte eröffnen. Der Antrag ist gestellt und wird sorgfältig geprüft, so ein Sprecher des Landesjugendamtes, ohne ins Detail zu gehen."Wie alle konfessionellen Träger möchten wir den muslimischen Kindern die Gelegenheit bieten, in einem religiös geprägten Umfeld ihres eigenen Glaubens aufzuwachsen", heißt es auf der Internetseite des Vereins. Vorsitzender Samy El Hagrasy sieht seinen Verein in die falsche Ecke gedrängt, wenn ihm Abgrenzung statt Eingliederung unterstellt wird. Seit Jahren bemühe sich der Verein um eine bessere Integration von Kindern, etwa durch Hausaufgaben-Betreuung, so der Diplom-Chemiker aus Ägypten mit deutschem Pass. Dass es unterschiedliche Meinungen darüber gibt, ob eine islamische Einrichtung die Eingliederung fördert oder nicht, findet er normal. Tatsache sei jedoch, dass Muslime ständig daran gehindert würden, eigene Projekte zu starten, weil ihnen unterstellt werde, sie wollten sich nicht integrieren sondern eine Parallel-Gesellschaft aufbauen. Die existiert aus seiner Sicht ohnehin längst - aber nicht wegen der bislang bundesweit zehn Kindertagesstätten (darunter auch eine im benachbarten Wiesbaden), sondern wegen der Chancenlosigkeit vieler Migrantenkinder. "Die Parallelgesellschaft besteht längst"

Zudem verstärkt aus Sicht von Arab Nil-Rhein ständiges Misstrauen den Rückzug in die eigene kulturelle Welt.Die CDU hegt starke Zweifel am Integrationswillen des Vereins und seiner Eignung, eine Kita zu betreiben. Entschiedener Widerstand kommt vom CDU-Vorsitzenden des Stadtbezirks Mainz-Neustadt, Karsten Lange. Er lehnt nicht nur eine Betriebserlaubnis für den Verein ab, sondern auch jedes Gespräch, solange sich Arab Nil-Rhein nicht von Gewaltaussagen des Predigers Al-Qaradawi distanziere und sein Verhältnis zu der "antidemokratischen" islamistischen Bewegung Murabitun offenlege. Lange will den Islam-Kindergarten mit allen demokratischen Mitteln verhindern. Ob Unterschriften gesammelt werden, lässt er noch offen. Dass die "Republikaner" im Stadtrat gegen die Kita-Pläne wettern, kann nach seinen Worten kein Grund für die CDU sein, sich nicht gegen das Projekt zu stellen.Aus der Mainzer SPD wird Lange dagegen vorgeworfen, Brandreden zu halten. Für die Zulassung von Kitas gebe es klare Regeln. Die schreiben nicht nur nur geeignete Räumlichkeiten und qualifiziertes Personal vor, sondern heben auch auf das Wohl der Kinder ab. Laut Jugendministerin Doris Ahnen umfasst dies auch die sprachliche und gesellschaftliche Integration. Wenn die Voraussetzungen stimmen, gibt es keinen Grund, einer Kita keine Betriebserlaubnis zu erteilen, heißt es im Ministerium. Eine andere Frage ist dann noch, ob sie über eine Anmeldung im Kindertagesstätten-Bedarfsplan auch staatliche Zuschüsse erhält.Auf die Kritik an den Internet-Links von der Vereinsseite hat Arab Nil-Rhein bereits reagiert. Alle Querverweise zu islamischen Internet-Seiten sind verschwunden - mit dem Hinweis, man wolle keinen Vorwand mehr für "populistische Hetzattacken" liefern. Das Gespräch mit der CDU und anderen Parteien will man weiter suchen, versichert EL Hagrasy.

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