Streit um Stundenausfall

MAINZ. Für 616 500 Schüler beginnt am Montag das neue Schuljahr – darunter sind 41 000 ABC-Schützen. Mit zusätzlichen Lehrerstellen werde die Versorgung der Schulen verbessert, so Bildungsministerin Doris Ahnen. Lehrerverbände sehen dagegen erhebliche Lücken.

Mit der Aufstockung um 200 neue Lehrerstellen hofft das Land die Unterrichtsversorgung in neuen Schuljahr weiter zu verbessern, zumal die Schülerzahlen weitgehend konstant bleiben. Zwar wird die Zahl der Schulanfänger um etwa 1900 niedriger sein als im Vorjahr. Entsprechend sinkt die Zahl der Grundschüler um 900. Doch im Gegenzug gibt es deutliche Zuwächse an den Gymnasien. Während die Schülerzahl an den allgemein bildenden Schulen auf 487 500 zurückgehen (minus 3300), steigen sie an den berufsbildenden Schulen auf 129 000 (plus 3000). Rund 39 000 Pädagogen stehen ihnen gegenüber. Gewerkschaften kontra Ministerium

Aus Sicht der Lehrergewerkschaften GEW und VBE ist die Unterrichtsversorgung nicht generell schlecht. Doch machen sie teilweise "erhebliche Lücken" aus. Im abgelaufenen Schuljahr lag der so genannte strukturelle (einkalkulierte) Ausfall bei insgesamt rund zwei Prozent - ohne kurzfristigen oder krankheitsbedingten Ausfall. Nun werde erneut in einigen Schularten wie Haupt- oder Förderschulen mit einem Defizit von drei Prozent geplant, kritisiert GEW-Landeschef Tilman Boehlkau. Bei der Besetzung von Lehrerstellen im Haupt- und Regionalschulbereich gebe es große Probleme für die Fächer Arbeitslehre, Physik/Chemie und Englisch. Vor allem in ländlichen Regionen könnten Stellen nicht besetzt werden. Auch an weiterführenden Schulen gebe es Probleme bei den Einstellungen für naturwissenschaftliche Fächer. Zudem hapert es nach GEW-Angaben bei der Vertretungsreserve ("Lehrer-Feuerwehr"), die für Bewerber unattraktiv sei. Laut VBE zeichnen sich auch Mängel beim Förderunterricht ab, speziell bei der Sprachförderung für Kinder aus Einwanderer-Familien. Bei Ganztagsschulen macht er ebenfalls personelle Defizite aus. Nach Rechnung des VBE-Vorsitzenden Johannes Müller fehlen insgesamt 500 Lehrerstellen landesweit. Nach Angaben der Schulaufsicht ist die Stellenbesetzung dagegen "sehr erfreulich" verlaufen, wie der Sprecher des Bildungsministeriums, Wolf-Jürgen Karle, auf TV-Anfrage kontert. Bei insgesamt 1100 Einstellungen seien weniger als 30 Planstellen bei den allgemein bildenden Schulen derzeit noch unbesetzt. Die Bemühungen liefen jedoch weiter. Grundsätzlich sind Lehrer vor allem im Hauptschulbereich für die Fächer Arbeitslehre oder Naturwissenschaften seit Jahren Mangelware.

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