Strippen-Ziehen hinter den Kulissen

TRIER. (wie) Gestern wurde die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Trier fortgesetzt. Im Mittelpunkt stand die Diskussion über die Bedeutung der Bibel. Hinter den Kulissen laufen aber bereits die Vorbereitungen für die heute beginnenden Ratswahlen.

Während die 120 Synodalen über zwölf Gründe, die Bibel zu lesen beraten, werden hinter den Kulissen schon kräftig die Strippen gezogen. Die unterschiedlichen Strömungen in der evangelischen Kirche - lutherisch, uniert, reformiert - sind dabei, ihre Favoriten für die heute Morgen beginnende Ratswahl und die Nachfolge von Vorsitzenden Manfred Kock zu positionieren. Von Beobachtern wird weiterhin Margot Käßmann, die hannoversche Bischöfin, als erfolgreichste Kandidatin für die Kock-Nachfolge gehandelt. Selbst die Vorsitzende der Synode, Barbara Rinke, äußerte sich gestern erstmals über eine mögliche weibliche EKD-Doppelspitze mit ihr und Käßmann: "Tausende von Jahren waren Männer immer vorne, und jetzt kann das durchaus auch eine Frau sein, und es können auch zwei Frauen sein." Die erste Hürde hat Käßmann bereits genommen. Bei der Präsentation der Kandidaten am Sonntag abend erntete sie für ihre lockere Vorstellung von allen 21 Kandidaten den lautstärksten Applaus. Offiziell lässt sie verlauten, dass Sie lediglich für den Rat nicht aber für den Vorsitz kandidieren will. Aber: "Wenn Käßmann doch noch Ja sagt, dann wird sie es auch werden", meint ein EKD-Mitglied. Konservative würden gerne den lutherischen Bischof Johannes Friederich aus Bayern an der Spitze der EKD sehen.Konservative kritisieren Favoritin

Sie fürchten, dass Käßmanns "überreicher Charme" dazu führt, dass es kaum einer wagt, sie zu kritisieren, selbst wenn sie "Höchstumstrittenes" sagt. Selbst der eher auf Ausgleich fixierte Kock findet bei ihnen wenig Gnade. "Kein Format, zu wenig konkret, enttäuschend", kritisiert ein Friedrich-Anhänger Kocks Ratsbericht. Für reichlich Spekulation sorgt auch die zurückgezogene Kandidatur des Hamburger "Zeit"-Korrespondenten Robert Leicht. Offiziell begründet er seinen kurz vor der Synode bekannt gegebenen Verzicht mit persönlichen Gründen. Doch inoffiziell heißt es, die Haltung der EKD zum Kopftuchstreit passe ihm nicht. Er ist gegen ein generelles Kopftuch-Verbot.

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