Stundenausfall erregt die Gemüter

Mainz. Noch bevor sich die Schultüren am Montag wieder für rund 600 000 Schüler öffnen, sorgt der erwartet Stundenausfall für Streit. Aus Sicht der Lehrergewerkschaften fehlen bis zu 1000 Stellen, die CDU fordert "endlich" nachvollziehbare Zahlen zur Unterrichtsversorgung.

Die Zahlen der Schüler an allgemeinen und berufsbildenden Schulen gehen zwar im neuen Schuljahr nach einer vorläufigen Schätzung landesweit um rund 6000 auf insgesamt 603 000 zurück. Auch schrumpft der Einschulungsjahrgang um 1200 auf 38 000 Erstklässler. Doch eine Verbesserung der Unterrichtssituation erwarten CDU-Opposition und Lehrergewerkschaften dennoch nicht. Auf rund 1000 Stellen schätzt der Verband VBE den Einstellungsbedarf, zwischen 800 und 1000 liegt die Schätzung der CDU, und die Gewerkschaft GEW sieht mit Ausnahme der Grundschule erhebliche Versorgungslücken und bei den Hauptschulen Defizite in einzelnen Fächern.Heftige Kritik übt die Unions-Landtagsfraktion an den offi

ziellen Angaben des Bildungsministeriums zur Unterrichtssituation. Entweder werde mit geschönten Zahlen der wahre Ausfall verschleiert oder gleich gar keine Fakten genannt, monierten Fraktionsvize Josef Rosenbauer und Bildungspolitiker Josef Keller. Der "Auskunftsboykott" des Ministeriums auf eine große CDU-Anfrage werde ein Nachspiel im Landtag haben, kündigten sie an. In einem Parlamentsantrag fordert die Union zudem transparente Zahlen zur Unterrichtsversorgung. So soll eine zusätzliche Erhebung die Situation auch im zweiten Schulhalbjahr erfassen und künftig daneben der kurzfristige, vorübergehende Stundenausfall ermittelt werden. Mit Hilfe moderner Datentechnik dürfte dies kein Problem sein, so Keller.

Schützenhilfe kommt vom VBE, der ebenfalls nachvollziehbare realistische Zahlen statt "geschönten Statistiken" anmahnt. "Was in den Schulen wirklich weh tut und vor Ort zu erheblichen Engpässen führt, sind die unerwarteten Unterrichtsausfälle", sagt VBE-Vorsitzender Johannes Müller. Um das Problem in den Griff zu bekommen, müsse das ganze Ausmaß mit wirklichkeitsnahen Zahlen deutlich sichtbar werden. Nach internen Erhebungen reklamiert die GEW angesichts umgerechnet 250 fehlender Stellen einen weiterhin dramatischen Unterrichtsausfall bei Berufsbildenden Schulen. An Gymnasien summiert sich das Defizit auf 360 Stellen, in Realschulen auf 90 und an Integrierten Gesamtschulen voraussichtlich auf 80 Planstellen, rechnet GEW-Landeschef Tilman Boehlkau vor.

"Die Erfassung der Unterrichtsversorgung ist transparent", hält Bildungs-Staatssekretär Michael Ebling der geballten Kritik entgegen. Nach seinen Worten sollen die Lehrer allerdings auch in erster Linie unterrichten und sich nicht im Übermaß mit den statistischen

40 000 Lehrer im Landesdienst

Erhebungen für die CDU beschäftigen. Laut Ebling hat das Land seit 2005 bis zum neuen Schuljahr 440 Lehrerstellen und 430 Referendarsstellen neu geschaffen. Außerdem ist demnach in den letzten 15 Jahren die Ausbildungskapazität verdreifacht und um 1600 Plätze ausgebaut worden. Bemühungen, den vorübergehenden Stundenausfall zu bestimmten Zeitpunkten zu erfassen, laufen nach Eblings Angaben.

Zum neuen Schuljahr startet an 43 neuen Ganztagsschulen der Betrieb. Die Zahl der Schwerpunktschulen, an denen Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf integriert werden, steigt um 18 auf 130. Rund 650 Lehrkräfte wurden neu eingestellt, darunter 39 Seiteneinsteiger aus anderen Berufen. Das Land beschäftigt rund 40 000 Lehrer.

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