Tödlicher Irrtum eines übermüdeten Piloten?

Warum beschoss ein Spangdahlemer US-Pilot letzten September in Afghanistan versehentlich eine Einheit kanadischer Soldaten? Ein Irrtum mit tödlichem Ausgang. Möglicherweise war der Pilot übermüdet, meint das kanadische Verteidigungsministerium.

 Feuert fast 4000 Schuss in der Minute ab: das Maschinengewehr einer A 10. Foto: TV-Archiv

Feuert fast 4000 Schuss in der Minute ab: das Maschinengewehr einer A 10. Foto: TV-Archiv

Spangdahlem. Es ist wohl mit das Fatalste, was einem Militär im Einsatz passieren kann: Statt den vermeintlichen Gegner nimmt er aus Versehen die eigenen Leute ins Visier. Einem auf der US-Eifelairbase Spangdahlem stationierten A 10-Piloten ist genau ein solcher Fehler vor sieben Monaten in Afghanistan unterlaufen. Statt auf aufständische Taliban-Kämpfer schoss der Pilot auf eine Einheit kanadischer Soldaten. Ein tödlicher Irrtum. Ein Soldat der Internationalen Schutztruppe Isaf kam ums Leben, 36 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.Jetzt hat das kanadische Verteidigungsministerium einen ersten Bericht über den "friendly fire"-Zwischenfall im Süden Afghanistans veröffentlicht. In dem nach Angaben kanadischer Medien erheblich zensierten Zwischenbericht werden mehrere mögliche Gründe für den fatalen Irrtum genannt. Demnach deutete der Spangdahlemer Pilot, dessen Name bislang öffentlich nicht bekannt gegeben wurde, ein von den Kanadiern entfachtes Müllfeuer als Feuerstelle der feindlichen Taliban-Kämpfer. Ob das Ziel dem Piloten - wie üblich - von der US-Luftkontrolle zuvor genannt worden war, ist noch unklar.Zwar habe der zur 81. Spangdahlemer Jagdstaffel gehörende Pilot seinen Irrtum bemerkt, heißt es in dem Bericht. Allerdings hatte er da den Abzug seiner 30-Millimeter-Bordkanone schon gedrückt.Die kanadischen Nato-Soldaten wurden von der Maschinengewehrsalve aus der Luft völlig überrascht. Sie hatten gerade gefrühstückt, trugen weder Schutzwesten noch Helme. Für den 33-jährigen Gefreiten Mark Graham kam jede Hilfe zu spät. Der ehemalige Olympiateilnehmer (1992 als Mitglied der kanadischen 4 x 400-Meter-Staffel) und Vater einer siebenjährigen Tochter starb im Kugelhagel. Das fünfte Opfer für das Bataillon, das in den drei Tagen zuvor bereits vier Soldaten in den Kämpfen gegen die Taliban verloren hatte.Der Bericht des kanadischen Ministeriums hält es auch für möglich, dass der amerikanische Unglückspilot übermüdet gewesen sein könnte. Vor dem tödlichen Zwischenfall hätten der Spandahlemer A 10-Pilot und ein Kollege bereits mehr als drei Stunden lang feindliche Stellungen bombardiert, stand das Duo angeblich kurz vor der Ablösung. "Das könnte ein Grund gewesen sein", heißt es in dem Bericht.Die amerikanische Luftwaffe gibt sich derweil weiter wortkarg. "Unser Bericht ist noch nicht fertig. Und das wird auch noch eine Zeit dauern", sagt Wolfgang Hofmann, der Sprecher des US-Hauptquartiers der Luftwaffe in Europa, dem TV. Konsequenzen für den Piloten gebe es, wenn dieser schuld an dem Zwischenfall sei. Dann reichen die möglichen Sanktionen laut Hofmann - je nach Schwere des Vorwurfs - von einem Tadel bis zur Entlassung oder einem Militärgerichtsverfahren.

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