Täter: Es war Notwehr

Trier. (dpa) Nach dem Mord an einem deutschen Priester in Brasilien hat das Bistum Trier vor voreiligen Schlüssen gewarnt. Angaben, wonach es sich bei dem 18-jährigen Tatverdächtigen um einen Strichjungen handele, seien Spekulation, sagte ein Bistumssprecher gestern in Trier. Zunächst müssten die Ergebnisse der Ermittlungen abgewartet werden.

Der 46 Jahre alte Priester aus dem Bistum Trier war nach brasilianischen Polizeiangaben am Dienstag in seiner Wohnung in der Provinzhauptstadt Belém im nördlichen Bundesstaat Pará mit mehreren Messerstichen getötet worden. Wenige Stunden später wurde laut Polizei ein 18 Jahre alter Stricher festgenommen, der die Tat gestanden habe. Der festgenommene Brasilianer beteuerte nach Polizeiangaben bei seiner Vernehmung, er habe in Notwehr gehandelt. Der Priester habe den jungen Mann nach dessen Angaben sexuell angegriffen und mit einem Messer bedroht, sagte ein Beamter. Mit diesem Messer des Priesters habe der Junge die Tat begangen. Wie die Regionalzeitung "Diario do Pará" gestern unter Berufung auf den zuständigen Kommissar Waldir Freire berichtete, steht der junge Mann auch im Verdacht, im vergangenen Jahr einen Polizisten getötet und eine Apotheke überfallen zu haben. In Sachen Tatmotiv werde allerdings noch ermittelt, erklärte ein Polizeisprecher. Der Versuch eines Raubüberfalls werde nicht ausgeschlossen, obwohl der mutmaßliche Mörder wertvolle Gegenstände wie Handys und Laptops in der Wohnung gelassen habe. Der junge Mann kann nach brasilianischem Gesetz wegen Mordes zu einer Höchststrafe von 30 Jahren Gefängnis verurteilt werden. Die Ermittlungen der Polizei wurden von der katholischen Kirche Brasiliens begleitet. Der Generalsekretär der Erzdiözese Belém, Ronaldo Menezes, besuchte laut Medien mit anderen Kirchenmitgliedern unter anderem den Tatort. Der ermordete Priester hielt sich seit September 2006 im Priesterseminar in Belém auf, wo er fünf Jahre lang bleiben sollte. Zuvor hatte er bereits fünf Jahre in Brasilien gearbeitet.Auslandsaufenthalte werden nicht in Frage gestellt

Sechs Geistliche aus dem Bistum Trier sind derzeit nach Angaben des Bistumssprechers im Ausland: je zwei in Bolivien und Spanien sowie je einer in den USA und in Südafrika. Die Geistlichen werden dazu von ihren seelsorgerischen Aufgaben in Deutschland freigestellt. Bei den Auslandsaufenthalten gehe es darum, das Leben und die seelsorgerische Arbeit des jeweils anderen Landes kennen zu lernen, erklärte der Sprecher. Für die zwei Geistlichen in Bolivien, einem Partnerland des Bistums Trier, habe der Vorfall in Brasilien keine Auswirkungen. Das Bistum Mainz erklärte auf Anfrage, dass momentan noch nicht absehbar sei, ob die Tat in Brasilien Konsequenzen für die Entsendung haben werde. Derzeit halten sich rund 50 Missionare aus dem Bistum Mainz im Ausland auf.

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