Tanzbeine, Titelsammler und eine Diva

MAINZ. Athleten in Frack und "kleinem Schwarzen", Prominenz aus Politik und Wirtschaft schwingt das Tanzbein - 1600 Gäste feierten in Mainz mit viel Tamtam den Landessportball, bei dem die rheinland-pfälzischen Sportler des Jahres geehrt wurden.

 Gruppenbild mit Auszeichnung: Eintracht-Trainer Paul Linz (Mitte) hält die Trophäe für die Mannschaft des Jahres hoch, dahinter Präsident Bernd Gritzmacher, daneben der Konzer Radsportler Gottfried Müller.Foto: Björn Pazen

Gruppenbild mit Auszeichnung: Eintracht-Trainer Paul Linz (Mitte) hält die Trophäe für die Mannschaft des Jahres hoch, dahinter Präsident Bernd Gritzmacher, daneben der Konzer Radsportler Gottfried Müller.Foto: Björn Pazen

Nein,die von Guildo Horn intonierte neue Hymne von Eintracht Trierkann es nicht mit den Hymnen aus dem "Phantom der Oper" oder"Evita" aufnehmen, zumindest dann nicht, wenn diese von einerWeltklasse-Sängerin dargeboten werden. "Die war schon eineWucht", meinte Eintracht-Geschäftsführer Dieter Lüders nach demrund einstündigen Auftritt von Musical-Star Anna Maria Kaufmannbeim Mainzer Landessportball. Große Koalition auf der Tanzfläche

Doch nicht nur die gebürtige Kanadierin, die an der Seite von Peter Hoffmann die Hauptrolle in "Phantom" und "Evita" spielt, erhielt lautstarken Applaus, auch die Eintracht. Der Zweitliga-Aufsteiger wurden von den rheinland-pfälzischen Vereinen zur "Mannschaft des Jahres" gewählt. Stolz hob Trainer Paul Linz die gläserne Trophäe in die Höhe. "Die kommt in die Kabine, da gehört sie hin. Schließlich ist es eine Auszeichnung für die Spieler", sagte Linz. Dass seine Jungs die Auszeichnung nicht selber in Empfang nehmen konnten, sondern nur der Vorstand in Mainz war, hatte einen einfachen Grund: Am Sonntag musste die Eintracht gegen Fürth ran, da war frühe Bettruhe Pflicht.

So vertraten Linz, Lüders, Marketing-Chef Hermann Gläsner und Präsident Bernd Gritzmacher den Verein - der Hauptaktivität des Abends, dem Tanzen, frönten die Herren nebst ihre Gattinnen allerdings nicht. Nicht einmal "Disko-König" Gritzmacher schwang das Tanzbein. Im Nicht-Tanzen lagen die Trierer mit den meisten anwesenden Spitzensportlern auf einer Linie - vielleicht war die Verletzungsgefahr auf der überfüllten Tanzfläche in der Rheingoldhalle zu groß. Dort hätten die Eintrachtler allerdings ihren Ex-Präsidenten getroffen: Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Sportausschuss-Vorsitzende Peter Rauen bewegte sich gleich neben Landesvater Kurt Beck (SPD) zur Musik - die große Koalition des Tanzsports. Becks Frau Roswitha hatte die große Ehre des Eröffnungstanzes, gemeinsam mit dem Hausherrn, dem Präsidenten des Landessportbunds Rüdiger Sterzenbach.

Beck selbst, der sich bei den Kaiserslauterer Helden von 1954, Horst Eckel und Otmar Walter, nach der Lage "seines" Klubs erkundigte, gab sich später gewohnt volksnah, mit einem Pils in der Hand hielt er Small-Talk im Foyer. Ein Prosit der Gemütlichkeit, immer an seiner Seite Bitburger-Chef Axel Simon, mit dem Beck und Sterzenbach auch die Sieger-Ehrung vollzogen hatten. Die lief allerdings ab wie am Fließband: Sportler rauf auf die Bühne, Shake-Hands, Trophäe überreichen, weiter. Bei der Eintracht vergaßen die Moderatoren sogar, die "Abgesandten" Linz und Gritzmacher namentlich zu erwähnen. Für das obligatorische "And the winner is" sowie den Dank der Geehrten an Vater, Mutter, Oma oder Sponsor blieb keine Zeit.

Keine Zeit hatten auch die Erstplatzierten bei den Männern: Platz eins ging an FCK-Stürmer Miroslav Klose, der kurz zuvor mit Kaiserslautern 0:1 bei den Bayern verloren hatte. "Hätte Lautern einen Punkt geholt und somit den Klassenerhalt gesichert, wäre er gekommen. Nun, da der FCK aber weiter zittern muss, blieb Klose bei der Mannschaft", entschuldigte Moderator Thomas Sauer den Pfälzer. Der Zweitplatzierte, der Gewichtheber Ronny Weller, hatte einen ähnlich triftigen Grund: just am Samstag läuteten bei ihm die Hochzeitsglocken.

So stand nur einer auf der Bühne: Gottfried Müller. Der beinamputierte Radfahrer aus Konz-Oberemmel grinste übers ganze Gesicht, ihm war die Freude über Rang drei sichtlich anzumerken, als er von Beck die Auszeichnung erhielt. Bei den Frauen gewann eine typische rheinland-pfälzische Sportart: Bobfahren. Dass im Land von Reben und Rüben auch Winter-Asse "gezüchtet" werden, wurde an Ulrike Holzner deutlich. Die ehemalige Sprinterin aus Mainz wechselte als Bremserin in den Bob - Lohn war olympisches Silber. Und gegen 0.30 Uhr war Holzners Glück perfekt, als sie bei der Tombola den Hauptpreis, ein Peugeot-Cabrio, gewann. Und die Eintracht: Sie setzte sich nicht etwa vor dem FCK oder Mainz 05 durch. Nein, Zweiter wurden die Tischtennis-Spielerinnen des FSV Kroppach vor den Trampolin-Turnern aus Bad Kreuznach. Woraufhin Dieter Lüders wieder ganz tief in die Kiste des schwarzen Humors griff: "Am meisten hat mich überrascht, dass wir uns gegen diesen Reitverein da durchgesetzt haben." "Dieser" Reitverein ist aus Laubenheim, stellt die Weltmeister im Voltigieren und wurde am Ende Fünfter.

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