Teure Pommes

TRIER. Ein 20-jähriger Sanitäter aus der Nähe von Koblenz hat in der Nacht zum Dienstag einen nagelneuen Krankenwagen der Rot-Kreuz-Rettungswache Trier-Ehrang zu Schrott gefahren. Der Mann befand sich mit dem Fahrzeug nicht auf einer Einsatzfahrt.

Der Dienst des 20-Jährigen sollte mit der Frühschicht um 6 Uhr am Dienstagmorgen beginnen. In die Rettungwache Ehrang war der Westerwälder bereits am Montag gekommen. "Vermutlich, weil er so früh am Morgen keinen Zug nach Trier bekommen hätte", glaubt German Robling, Geschäftsführer des Rot-Kreuz-Kreisverbandes Trier-Saarburg. Doch statt sich für seine Schicht auszuschlafen, schnappte sich der junge Mann gegen 2.30 Uhr einen funkelnagelneuen Krankenwagen und raste los. Nur wenige hundert Meter weiter prallte er mit hoher Geschwindigkeit auf ein geparktes Auto. Die Wucht des Aufpralls schleuderte den PKW meterweit über die Straße. Am Krankenwagen entstand ein Schaden von 40 000 bis 50 000 Euro, am PKW mehr als 10 000 Euro. Der junge Mann wurde leicht verletzt und verbrachte die Nacht im Krankenhaus. Warum der Rettungssanitäter, der seinen Zivildienst beim DRK Trier-Saarburg absolviert hat und seit Mai bei der Rettungswache Ehrang als Aushilfe eingestellt war, in der Nacht losfuhr, ist unklar. Angeblich wollte er sich etwas zu essen besorgen. Dass das Nachtschichtteam den jungen Mann auf Besorgungstour geschickt habe, schließt Robling definitiv aus. "Es kommt vor, dass sich die Nachtschicht Pommes besorgt, aber darüber ist der Schichtleiter dann informiert, und es wird bestimmt nicht die Aushilfe, deren Schicht noch gar nicht angefangen hat, geschickt." Vom Dienst habenden Team habe niemand etwas von der Tour mitbekommen, hieß es weiter. Erst von der Polizei habe das Rote Kreuz von der "Einsatzfahrt" ihres neuesten Krankenwagens erfahren. "Warum der Mann losgefahren ist und wie die Zusammenhänge sind, müssen die Ermittlungen ergeben", sagte Polizei-Pressesprecherin Monika Peters auf TV-Anfrage, und: "Alkohol könnte eine Rolle gespielt haben." Das Ergebnis der Blutuntersuchung liege allerdings noch nicht vor.Keine einzige Einsatzfahrt

Für den beschädigten PKW kommt die Haftpflichtversicherung des Roten Kreuzes auf. "Und den zerstörten Krankenwagen ersetzt uns unsere Vollkaskoversicherung", sagt Robling. "Weil es kein Arbeitsunfall war, wird die Versicherung wohl ermitteln und sich gegebenenfalls ihr Geld von dem jungen Mann zurückholen." Das Arbeitsverhältnis habe man natürlich sofort beendet. "Seine Schlüssel hat der junge Mann schon abgegeben." Der 50 000 Euro teure Krankenwagen, den das Rote Kreuz aus eigenen Einnahmen finanziert hat, ist nicht einmal im Einsatz gewesen. "Die feierliche Indienststellung sollte nächsten Donnerstag sein", seufzt Robling. Knapp 50 Ehrengäste musste der Geschäftsführer gestern wieder ausladen. "Die Sache ist schon kurios. Aber das Wichtigste ist, dass dem jungen Mann nichts passiert ist", sagt Robling.

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