Tierisches Verwirrspiel

TRIER. Das Fisch-Verwirrspiel im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet geht munter weiter: Während im Großherzogtum vor dem Verzehr von Moselfisch gewarnt wird, sehen die deutschen Behörden keinen Anlass zur Panik. Bis zu einem Kilogramm Moselfisch wöchentlich könne bedenkenlos gegessen werden, meint das Mainzer Umweltministerium.

 Angeln an der Sauer, derzeit ein getrübtes Freizeitvergnügen: Die Verunsicherung unter den Anglern an Mosel, Sauer und Our ist nach der Warnung des luxemburgischen Gesundheitsministeriums groß.Foto: TV -Archiv/D. Steil

Angeln an der Sauer, derzeit ein getrübtes Freizeitvergnügen: Die Verunsicherung unter den Anglern an Mosel, Sauer und Our ist nach der Warnung des luxemburgischen Gesundheitsministeriums groß.Foto: TV -Archiv/D. Steil

Urlaubszeit ist Anglerzeit. In den Juli- und Augustwochen müssen die Freizeit-Fischer früh aufstehen, um an den Ufern von Mosel, Sauer und Our noch ein freies Plätzchen zu ergattern, wo sie ungestört ihre Rute auswerfen können. Der Angler-Ansturm auf die Fanggebiete im deutsch-luxemburgischen Grenzbereich ist groß, auch deshalb, weil die Barben, Rotaugen, Döbel und Äschen derzeit laut Fischereiaufseher Guido Eberhardt "besonders gut beißen". Dennoch ist den Anglern derzeit nicht zum Jubeln zumute. Seit das luxemburgische Gesundheitsministerium am Montag eine Meldung veröffentlicht hat, die vor dem Verzehr von mit Dioxin, Furanen und Schwermetallen belasteten Mosel-, Our- und Sauer-Fischen warnt, ist die Verunsicherung unter den Fischersleuten groß. Keiner weiß so genau, ob er sich den Fang des Tages abends schmecken lassen kann oder ob der Frisch-Fisch eigentlich ein Fall wäre für die Sondermülldeponie."Die wissen von nix"

Da ist auch Guido Eberhardt überfragt. Bei der zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektion in Koblenz habe man ihm am Mittwoch gesagt, die Werte lägen alle im Normalbereich, erzählt der amtliche Fischereiaufseher: "Die wissen von nix."Im Mainzer Umweltministerium verweist Sprecherin Stefanie Mittenzwei darauf, dass die Sache doch eigentlich ein alter Hut sei. "Wir haben schon 1993 gewarnt, Fische aus der Mosel in großen Mengen zu essen", sagt sie, "und danach immer wieder." Die Belastung der Fische sei auf stillgelegte Industriebetriebe zurückzuführen, die bei Regen ausgespült würden. Auf diese Weise gelangten etwa Schwermetalle in die Flüsse, lagerten sich dort ab und würden von den Fischen mit der Nahrung aufgenommen. Überschreitungen der gesetzlich festgelegten Höchstmengen an PCB oder Schwermetallen seien bei den routinemäßigen Untersuchungen aber nicht festgestellt worden, sagt die Sprecherin. Dennoch warnt das Umweltministerium vor übermäßigem Fischkonsum. Mehr als ein Kilogramm Mosel-Weißfisch, zwei Kilogramm Hecht, Zander oder Barsch oder 100 Gramm Mosel-Aal sollte pro Woche niemand essen.Im Großherzogtum sieht man das anders. Dort wird unter Verweis auf zwei neue Studien von jeglichem Moselfisch-Verzehr abgeraten. "Die richten sich nach den amerikanischen Höchstwerten, wir nach den europäischen", erklärt das Mainzer Umweltministerium die Diskrepanz. Dass sich die Angler und Fisch-Esser dies- und jenseits von Mosel, Sauer und Our mit dieser Erklärung zufrieden geben werden, ist eher unwahrscheinlich. Selbst Fischereiaufseher Guido Eberhardt ist skeptisch: "Ich esse erst mal keinen Fisch, bis ich genau weiß, was los ist."

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