Tod auf der Bergstation

TRIER. Ein Zufall wie dieser ist in seiner Tragik wohl einmalig. Der Höhenrettungstrupp der Berufsfeuerwehr will die Kabinenbahn als Schauplatz einer aufwändigen Rettungsübung nutzen und erlebt statt der simulierten eine echte Katastrophe, in deren Verlauf ein 65-Jähriger tödlich verletzt wird.

Als sich einige Schaulustige am Donnerstagmorgen gegen 9.45 Uhr am Zurlaubener Ufer versammeln, steht bereits seit einer halben Stunde fest, dass die spektakuläre Übung ausfällt, wegen der sie gekommen sind. Die gelbe Gondel der Mosel-Seilbahn hängt auf halbem Weg zwischen Tal- und Bergstation - so ist es geplant, denn die Berufsfeuerwehr will demonstrieren, wie die Passagiere aus dieser misslichen Lage befreit und zum Rettungsboot "St. Barbara" abgeseilt werden. Bergung und Versorgung haben Vorrang

Doch Herbert Albers-Hain, Leiter der Berufsfeuerwehr, und Bürgermeister Georg Bernarding, die kurz vor zehn Uhr an der Talstation eintreffen, müssen an diesem Morgen wesentlich härtere Prüfungen als die Bewertung einer Rettungsübung bestehen. Bernarding wendet sich an die Gruppe der Zuschauer: "Die Übung muss ausfallen. Ein Mitarbeiter der Seilbahn ist gegen 9.15 Uhr gestürzt und dabei lebensgefährlich verletzt worden. Seine Bergung und Versorgung haben absoluten Vorrang." Ein Blick Richtung Weisshaus zeigt, dass die rote Gondel einige Meter vor der Bergstation in der Luft hängt. Noch gibt es absolut keine Informationen. Wo ist der Unfall geschehen, warum ist der Mann gestürzt? "Wir arbeiten seit Jahren mit ihm zusammen", sagt Albers-Hain. Zusammen mit Bürgermeister Bernarding informiert der tief erschütterte Feuerwehr-Chef die Frau des Unfallopfers. Szenenwechsel: Die Polizei hat die Bergstation am Weisshaus abgesperrt. Ein gelber Regenmantel markiert die Stelle auf dem Kiesweg, an der das Unfallopfer gelegen hat. Feuerwehr-Einsatzleiter Karl-Heinz Palzer war der Erste an der Unfallstelle. "Die rote Gondel hing einige Meter vor der Station, der Mann lag vor der Hecke", sagt er. Ein Polizeibeamter in Zivil blafft Albers-Hain und Bernarding an, die ebenfalls oben eingetroffen sind und die Absperrung des Unfallorts ignorieren. Ursache und Verlauf noch unklar

"Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Unfall und der Übung", erklärt der Bürgermeister. "Ursache und Verlauf sind noch völlig unklar. Der Verletzte wurde ins Brüderkrankenhaus gebracht." Kurze Pause. "Die Lage ist sehr ernst." Die schlimmsten Befürchtungen werden noch am Vormittag bestätigt. Der 65-Jährige stirbt im Brüderkrankenhaus, seine Verletzungen sind zu schwer. Monika Peters, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Trier, fasst den aktuellen Stand der Ermittlungen zusammen: "Der Mitarbeiter fuhr mit der Kabinenbahn zur Bergstation. Dort wollte er einen Feuerlöscher deponieren und die Bahn für zwei weitere Techniker aufschließen, die am Eingangsbereich warteten." Doch kurz nach dem Eintreffen an der Bergstation habe sich die Bahn "aus noch ungeklärter Ursache" wieder in Bewegung gesetzt. Der 65-Jährige stürzte fünf Meter tief auf dem Kiesweg. Warum die Bahn wieder angefahren ist und wieso der Mitarbeiter herausfallen konnte, wollen Polizei, Staatsanwaltschaft und Gewerbeaufsichtsamt klären. Peters: "Ein Sachverständiger wurde eingeschaltet." Bis zum Abschluss der Ermittlungen bleibe die Bahn gesperrt. "Fragen Sie nicht, wie es in mir aussieht", sagt Bahnbesitzer Peter Schwab. "Der Mann war viele Jahre Mitarbeiter. Er hat sich so gefreut, dass die Bahn wieder in Betrieb gehen soll."

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