Tödliche Bakterien

SPANGDAHLEM/TRIER/WÜRZBURG. Neben der auf der Airbase Spangdahlem stationierten US-Amerikanerin, die am Sonntag an Meningitis gestorben ist (der TV berichtete), wurde nun bekannt, dass am selben Tag ein US-Soldat in Würzburg derselben Krankheit erlegen ist.

Lindsey Ferris fühlt sich krank. Starke Kopfschmerzen und Übelkeit quälen sie. Die 26-jährige Amerikanerin, die seit Oktober 2003 auf der Airbase Spangdahlem bei der Kriminalpolizei arbeitet, geht in die Notaufnahme des Stützpunkts. Ihr Zustand verschlechtert sich rapide. Der behandelnde Arzt überweist sie als Notfall ins Trierer Brüderkrankenhaus. Wenige Stunden später ist Lindsey Ferris tot. Andere Stadt, ähnlicher Fall: Der 20-jährige US-Soldat Dave A. Robbins, der in Kitzingen bei Würzburg stationiert ist, klagt über Schmerzen und Müdigkeit. Er wird ins Armee-Hospital eingeliefert. Kurz darauf ist er tot. Diagnose: Blutvergiftung, die durch Meningokokken ausgelöst wurde."Kein Grund zur Panik"

Die Amerikaner auf beiden Stützpunkten sind von den plötzlichen Todesfällen geschockt. Da sich die Meningokokken-Meningitis durch Tröpfcheninfektion überträgt (siehe Hintergrund), besteht die Gefahr, dass die beiden Amerikaner Kollegen oder Freunde angesteckt haben könnten. "Alle, die mit der Toten Kontakt hatten - sowohl Kollegen als auch Freunde - wurden untersucht und prophylaktisch mit Antibiotika versorgt", sagt Iris Reiff, Pressesprecherin der Airbase Spangdahlem. Da es sich bei Meningitis um eine meldepflichtige Krankheit handelt, wurden die Gesundheitsämter in Trier und Bitburg informiert. Ob die beiden Amerikaner sich kannten, konnte von den US-Behörden weder bestätigt noch dementiert werden. Die allein stehende Lindsey Ferris lebte in Spangdahlem in einer privaten Wohnung. "Zu ihren Vermietern und Nachbarn hatte sie einen sehr herzlichen Kontakt", sagt Dr. Harald Michels, Leiter des Gesundheitsamts in Trier. Daher habe er die Betroffenen aufgefordert, sich umgehend vorsorglich mit Antibiotika behandeln zu lassen. Sollten Symptome wie erhöhte Temperatur oder Nackensteifigkeit auftreten, müssten sie sofort einen Arzt aufsuchen. "Einen Grund zur Panik gibt es aber nicht", betonte Michels. Das seien alles nur Vorsichtsvorkehrungen. Die Amerikanerin aus dem US-Bundesstaat Michigan war eine gesunde Frau. "Dass gerade junge Menschen diese lebensgefährliche Krankheit bekommen, ist nicht ungewöhnlich", sagt Michels. Oft sei eine heftige Erkältung vorausgegangen. Die Bakterien hätten dann leichtes Spiel, durch die oberen Luftwege in den Körper einzudringen. Im April vergangenen Jahres ist bei den Amerikanern bereits ein Meningitis-Fall aufgetreten (der TV berichtete). Ein amerikanischer Betreuer in den US-Kinderhorts in der Bitburger Housing war an der lebensgefährlichen bakteriellen Hirnhautentzündung erkrankt. Der Mann überlebte, weitere Menschen wurden damals nicht angesteckt. Bundesweit wurden in diesem Jahr bereits 31 Meningitis-Fälle gemeldet. In Rheinland-Pfalz ist die Krankheit der US-Amerikanerin der erste Fall. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 624 Fälle von Hirnhautentzündung, davon waren 20 in Rheinland-Pfalz, drei im ehemaligen Regierungsbezirk Trier. Ein bis zwei Todesfälle durch Meningitis gibt es laut Michels in jedem Jahr in der Region.

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