Erst sorgte die Eifeler SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Nahles für ein politisches Erdbeben, das Parteichef Franz Müntefering nicht nur wackeln ließ, sondern gleich kippte. Schließlich wollte Nahles schon immer ihre Partei auf Trab bringen. Dann sorgte der Pfälzer und SPD-Vize Kurt Beck mit zupackender Art und rasant dynamischen Krisenmanagement dafür, dass nicht alles den Bach runter- ging. Die Flut der Ereignisse hatte ihn während seines gerade auslaufenden Urlaubs in Andalusien überrollt. Dabei hätte er eigentlich vor seinem Trip gen Süden gewarnt sein müssen, hatte er doch nach der Bundestagswahl Genossen-Chef Müntefering ausdrücklich Nahles für eine hervorgehobene Rolle in der Partei empfohlen und damit möglicherweise einer gewissen Eigendynamik bei seiner Parteifreundin Vorschub geleistet. Offenbar war bei diesem Vorstoß außer Acht geblieben, dass die umtriebige Ex-Juso-Vorsitzende nicht nur temperamentvoll und streitbar, sondern in Mendig geboren von einer Region der Vulkane geprägt ist. Diese unruhigen Berge arbeiten bekanntlich oft unbemerkt vor sich hin, bauen langsam Druck auf und explodieren dann - mit teils verheerenden Folgen. Dass dann ausgerechnet ein Pfälzer als Mann des Ausgleichs die Erschütterungen wieder einigermaßen beruhigen und brechende Dämme stabilisieren konnte, überraschte irgendwie, gelten doch die Pfälzer gemeinhin als sehr emotional und anfällig für Wallung. Aber Beck genoss bereits früher zeitweilig den Ruf eines "wandelnden Vermittlungsausschusses". Nicht von ungefähr hatte ausgerechnet Nahles (!) Beck einmal als Buddha charakterisiert - aber als "Buddha mit Sprengsatz". Die Sprengladung zündete sie diesmal selber und demonstrierte damit eindrucksvoll, welche Dynamik in den so oft unterschätzten Rheinland-Pfälzern steckt - und wie sie mit noch mehr Dynamik wieder eingefangen werden muss.