Top-Job ohne Bewerbung

TRIER. Von der Mosel an den Rhein: Der Trierer Staatsanwalt Jörn Patzak ist vor kurzem zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe abgeordnet worden. Ein echter Karrieresprung für den erst 32-jährigen Juristen.

Die vergangenen zwei Wochen hätten stressiger kaum sein können: Weil Jörn Patzak an seinem neuen Arbeitsort noch keine Wohnung hat, pendelt der Jurist seit Anfang April täglich zwischen Pirmasens und Karlsruhe. Jeden morgen 82 Kilometer in die eine Richtung, abends die gleiche Strecke wieder zurück. Dazwischen der neue Job bei der Bundesanwaltschaft, neue Aufgaben, neue Kollegen. "Und dann", erzählt Patzak, "war da ja noch die bevorstehende Geburt meiner Tochter" - die kleine Alina kam am Ostersonntag zur Welt.Entscheidung zwischen Basketball und Paragraphen

Zwei Tage später sitzt ihr Papa schon wieder in Karlsruhe am Schreibtisch. Seit 1. April ist der 32-jährige Trierer Jurist zur Bundesanwaltschaft abgeordnet - befristet für drei Jahre. Jörn Patzak hat sich für diesen prestigeträchtigen Posten nicht beworben, "man wird gefragt", sagt er. Patzak ist nach Angaben des Koblenzer Generalstaatsanwalts Norbert Weise "bereits der dritte Trierer", dem die "Karlsruhe-Frage" gestellt wird - "der Dritte und der Jüngste". Die meisten Trierer bringen mit dem Namen Jörn Patzak weniger den Juristen in Verbindung als den Basketballer. Drei Jahre lang, zwischen 1994 und 1996, spielte der Zwei-Meter-Mann mit dem Spitznamen "Llomo" für Trier in der Ersten Liga, absolvierte unter Trainern wie Don Beck, Wolfgang Esser oder Rainer Loch über 50 Bundesliga- und Europapokalspiele. "Irgendwann", sagt Patzak rückblickend, "musste ich mich dann entscheiden: entweder weiter hochklassig Basketball spielen oder dem Job den Vorzug geben." Patzak entschied sich für den Job, ging einige Monate in die USA, machte Ende 1999 sein zweites juristisches Staatsexamen und heuerte Anfang 2000 bei der Trierer Staatsanwaltschaft an. Dort kümmerte sich Patzak zunächst um Jugendstrafsachen, dann um Drogen- und Organisierte Kriminalität, zuletzt schließlich um Kapitalverbrechen, also Mord und Totschlag. In spektakulären Fällen wie dem anderthalb Jahre zurückliegenden Prostituierten-Mord auf einem Parkplatz bei Schweich oder dem Mord an der aus der Eifel stammenden Nicole Clerf leitete Patzak als zuständiger Staatsanwalt die Ermittlungen. Und er bedauert es schon ein wenig, dass er gerade im "Fall Clerf", der demnächst vor dem Trierer Schwurgericht verhandelt wird, die Anklage nicht mehr selbst vertreten kann. Statt dessen bearbeitet er nun in Karlsruhe Revisionssachen, prüft also Landgerichtsurteile auf mögliche Rechtsfehler. "Eine eher wissenschaftliche Arbeit", meintPatzak. Zwölf Monate dauert "die Revision", dann wechselt derTrierer Staatsanwalt für zwei Jahre in die so genannte Ermittlungsabteilung, die sich um die Verfolgung von Terroristen und Spionen kümmert - eine wohl eher wenig wissenschaftliche Arbeit. Wie es nach den drei Jahren Bundesanwaltschaft auf der Karriereleiter weitergeht, weiß Jörn Patzak ("Ich habe auch Ehrgeiz") heute noch nicht. "Vieles ist vorstellbar", meint der Jurist. Im Augenblick plagen ihn ohnehin andere Sorgen. Weil er sich den Stress der vergangenen zwei Wochen nicht länger antun will, sucht Patzak jetzt in Karlsruhe eine Wohnung. Gependelt wird dann nur noch am Wochenende.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort