Touristen statt Soldaten

MAINZ. Bis Ende des Jahres will das Land ein Konversionskonzept für die vom Truppenabbau der Bundeswehr betroffenen Standorte vorlegen. Eine Studie der Uni Kaiserslautern verweist auf Tourismus-Perspektiven in Hermeskeil und die Entwicklung des Wissenschaftsparks in Trier.

Landesweit rund 4300 Soldaten und Zivilbeschäftigte sind betroffen, wenn die Bundeswehr im Rahmen ihrer großen Strukturreform von 2007 bis 2011 neun Standorte in Rheinland-Pfalz schließt oder teilweise abbaut. Zwar stellt eine interne Studie der Universität Kaiserslautern und der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz fest, dass "größerer potenzieller Schaden" für das Land vermieden wurde. Dennoch sind die Auswirkungen an den betroffenen Standorten teilweise erheblich. So fallen laut Untersuchung am Standort Trier insgesamt 450 Dienstposten weg, was sich nicht zuletzt durch die jährliche Gehaltssumme von 3,7 Millionen Euro in wirtschaftlichen Folgen niederschlägt. In Trier bestehe die Chance, eine erfolgreich aufgebaute Projektstruktur zu verstärken, so der Rat im Strategiepapier. Ein Ausgleich sei möglich durch eine Weiterentwicklung des Wissenschaftsparks auf dem Petrisberg. Neue Perspektiven gibt es zudem durch das Verbundprojekt "Trier-West", das auf die Entwicklung nachhaltiger Strukturen und integrierte Stadtentwicklung setzt, unter anderem durch die Verknüpfung von Militär-, Bahn- und Industriebrachen sowie eine soziale Aufwertung des Stadtteils. In Hermeskeil könnte als Ausgleich für die Schließung der Hochwaldkaserne auf ein erweitertes touristisches Konzept mit Eisenbahn- und Flugzeugmuseum sowie einer verstärkten Innenstadtentwicklung gebaut werden. Die Umnutzung der Kaserne selbst sollte geprüft werden, wird jedoch als voraussichtlich unwirtschaftlich eingeschätzt. Durch die Schließung gehen in Hermeskeil rund 460 Dienstposten, 55 zivile Jobs und 50 indirekt abhängige Arbeitsplätze verloren. Noch 2004 summierten sich die Einkommenseffekte des Standorts auf insgesamt 4,4 Millionen Euro. Von größerem Truppenabbau betroffen sind zudem die Standorte Rheinböllen (211 Militär- und Zivil-Jobs), Westerburg (670), Mendig (730) und Koblenz (1130). Während in Mendig vor allem auf das Vulkanparkkonzept gesetzt sowie an ein Golfresort mit Hotel und ein ziviles Hubschrauberleistungszentrum gedacht wird, könnte Koblenz durch Umwandlung von Kasernen in Wohnraum und die Bundesgartenschau 2011 profitieren.

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