Tragisches Ende

ECHTERNACHERBRÜCK. Der Mordprozess gegen den 29-jährigen Oliver L. hat ein "jähes Ende" gefunden: Gestern morgen um 9 Uhr sollte die Hauptverhandlung gegen ihn vor der Trierer Schwurgerichtskammer beginnen. Drei Stunden zuvor wurde der aus Echternacherbrück (Kreis Bitburg-Prüm) stammende Angeklagte tot in seiner Zelle aufgefunden.

Einige Bekannte und Verwandte der getöteten Nicole Clerf und auch des mutmaßlichen Täters stehen schon vor dem Gerichtsgebäude, als ein Justizangestellter einen Zettel an die Sitzungstür hängt mit dem Hinweis: "Die Hauptverhandlung findet nicht statt" - mit zwei roten Ausrufezeichen versehen. Schnell macht das Gerücht die Runde, Oliver L. habe sich in seiner Zelle umgebracht. Um neun Uhr bestätigt Chef-Staatsanwalt Horst Roos: "Der Angeklagte hat sich in seiner Haftzelle erhängt!" "Keinerlei Anhaltspunkte für das Einwirken Dritter", heißt es später nach der Obduktion. Auch bei der Springprozession in Echternach ist der Selbstmord das Thema. Sogar während des Springens werden die neuesten Informationen und Gerüchte ausgetauscht. Einige wollen schon im Vorfeld der anstehenden Verhandlung gehört haben, dass der Angeklagte nach wie vor Selbstmord gefährdet sei. "Damit hat der Angeklagte allen einen Gefallen getan, viel Zeit und Geld wurde gespart", meint ein Mann am Rande der Prozessionsstrecke. "So kannst du das nicht sagen", fällt ihm seine Frau ins Wort, "er hat sich seiner Verantwortung entzogen. Man muss jetzt auch mal an seine Eltern denken, was die durchmachen müssen. Die können jetzt mit der Familie der Getöteten nachempfinden." "So etwas darf nicht passieren", kommentiert ein Beamter der luxemburgischen Police das Geschehen, "sicherlich hat das Konsequenzen." "Erschreckend", meint eine ältere Frau aus Echternacherbrück, "und doch muss man sagen: Die Geschichte hat nun ein Ende gefunden, wenn auch für eine weitere Familie ein tragisches!" "Nun kann auch die Familie von Nicole hoffentlich wieder zur Ruhe kommen", sagt eine andere Frau, die die Familie Clerf kennt. Nicoles Eltern, die in der Verhandlung als Nebenkläger auftreten wollten, wurden am Morgen in Trier von ihrem Anwalt Hartmut Diesel über den Tod des 29-Jährigen informiert. "Sie waren sehr betroffen", sagt Diesel später. "Nicoles Eltern haben Wert auf eine gerechte Strafe gelegt, aber keine Rachegelüste gegen den Täter gehegt."

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