Trier fährt nach China

TRIER. In die Bemühungen um eine Partnerschaft Triers mit der chinesischen Stadt Xiamen kommt Bewegung. Der Ältestenrat hat beschlossen, eine Einladung des Bürgermeisters von Xiamen anzunehmen und im Herbst mit einer Delegation nach China zu reisen.

Das könnte den Durchbruch für die vielfältigen Initiativen bedeuten, die eine stärkere Verbindung zwischen der Region Trier und der chinesischen Großstadt voranbringen wollten (der TV berichtete). "Wir haben eine offizielle Einladung des Bürgermeisters erhalten, jetzt muss Butter bei die Fische", sagt Triers OB Helmut Schröer. Das Schreiben aus Xiamen kam nicht ganz überraschend. Der Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster hatte eine Verbindung zum chinesischen Botschafter Ma Carong hergestellt, und der warb offenbar in der südchinesischen Hafenstadt für die Heimatstadt des in China immer noch hoch verehrten Karl Marx. Zunächst kamen Weihnachtsgrüße aus Xiamen, und nun die Einladung. Es habe im Ältestenrat eine große Mehrheit dafür gegeben, die Kontakte zu vertiefen, sagt Oberbürgermeister Schröer und verweist auf weitere positive Signale aus dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und von der Trierer Uni, die gleichfalls eine Partnerschaft mit Xiamen anstrebt. Für die Stadt und die Region Trier verknüpft sich mit einer engeren Beziehung zu Xiamen die Hoffnung auf Impulse für Wirtschaft und Tourismus. "Aber Wirtschaftskontakte gehen in China nur über die Politik", betont Schröer. So soll die Trierer Delegation im Herbst nicht nur aus Kommunalpolitikern bestehen, sondern auch aus Vertretern von Unternehmen und der Fremdenverkehrsbranche. Auch Bundespolitiker Kaster will seine Kontakte einbringen, sieht er doch die Chance, über eine Partnerschaft ein "enormes Alleinstellungsmerkmal" zu erreichen. Freilich könne man sich kein langes Zögern leisten. Kaster wie Schröer wissen, "dass auch andere rheinland-pfälzische Städte stark am Xiamen interessiert sind". Das liegt an einem gebürtigen Trierer, dessen Elternhaus zum Standard-Besichtigungsprogramm vieler Europa-Besucher aus dem Reich der Mitte gehört. Welche Bedeutung Karl Marx hat, lässt sich immer wieder an internationalen Presse-Artikeln ablesen.Viele Artikel in der internationalen Presse

So widmete etwa die angesehene Neue Zürcher Zeitung der chinesischen Begeisterung für Trier einen großen Hintergrund-Artikel. Eine Reporterin zog mit einer Delegation des chinesischen Staatsrats durch die Stadt und notierte ihre Beobachtungen. Die in Hongkong erscheinende "South China Morning Post" titelte "Der Marx-Faktor: Eine Stadt spricht chinesisch". Aber nicht nur im großen "Festland-China" blickt man an die Mosel, auch auf der Insel Taipeh, wo Karl Marx weit weniger beliebt ist als in der Volksrepublik, ist man hart am Thema. TV-Leserin Anita Sauber-Tanzini entdeckte dort in der "Taipeh Times" einen ausführlichen Artikel mit der Überschrift "Chinesische Touristen strömen zum Geburtshaus von Karl Marx". Trier sei ein "in jeder Hinsicht lohnenswertes Ziel", heißt es dort unter Verweis auf die römischen Stätten und den Dom. Aber zu Marx kämen wohl viele Chinesen "wie Pilger zu einer Art Schrein".

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