Trierer Polizeipanne: Geheimer Bericht gelangt an die Öffentlichkeit

Trier/Ludwigshafen · Der offenbar gescheiterte Anschlag eines 12-jährigen IS-Sympathisanten auf den Ludwigshafener Weihnachtsmarkt hat am Freitag für Diskussionen gesorgt. Das dürfte auch eine Panne der Trierer Polizei: Weil ein Beamter nicht aufgepasst hat, sind Interna über die Observation eines mutmaßlichen IS-Terroristen an die Medien gelangt.

Die E-Mail trägt den Geheimhaltungsvermerk Verschlusssache VS - nur für den Dienstgebrauch. Der Inhalt: das mehrseitige Observationsprotokoll eines ostdeutschen Landeskriminalamts über ein mutmaßlich gewaltbereites Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Der sogenannte Gefährder war Anfang des Jahres nach Deutschland eingereist und hatte in einer größeren Stadt einen Asylantrag gestellt. Weil gegen den Mann ein internationaler Haftbefehl bestand, wurde er festgenommen, einige Zeit später aber wieder freigelassen. Warum, ist unklar. Weil er den Behörden als mutmaßlicher IS-Anhänger bekannt war, wurde er nach seiner Freilassung observiert und unter anderem dabei beobachtet, wie er Fotos von einem belebten Platz in einer ostdeutschen Großstadt gemacht hat.

Die Trierer Polizei wurde über den Fall informiert, als der Terrorverdächtige Richtung Frankreich/Belgien fuhr und die genaue Fahrtroute zunächst nicht feststand. In dem ursprünglich als Fernschreiben verbreiteten Bericht des zuständigen Landeskriminalamts sind die Erkenntnisse und Beobachtungen detailliert geschildert; etwa, dass der mutmaßliche Terrorist in einem syrischen IS-Lager im "Umgang mit Schusswaffen, Sprengmitteln und Kampfsportarten" ausgebildet worden sei und er auch schon an Kampfhandlungen des IS teilgenommen habe.

Dass die vertrauliche Mail durch die Trierer Polizei versehentlich an ein Dutzend Medien weitergeleitet wurde, bezeichnete Sprecher Uwe Konz auf Anfrage unserer Zeitung als Informationspanne. Der Fehler sei einem Mitarbeiter in der Führungszentrale unterlaufen. Der Beamte sei inzwischen in eine Abteilung versetzt worden. "Wir nehmen den Vorfall sehr ernst und haben vorgesorgt, dass so etwas nicht noch einmal passiert", sagte Konz.
Im Mainzer Innenministerium wollte man sich zu dem peinlichen Vorfall nicht äußern.
Der mutmaßliche IS-Terrorist ist nach Informationen unserer Zeitung inzwischen in einem anderen europäischen Land. Auch dort wird er von den Sicherheitsbehörden observiert.

In einem anderen Fall soll ein zwölfjähriger Junge in Ludwigshafen zwei Mal versucht haben, einen Nagelbombenanschlag zu verüben . Angeblich wurde er von der Terrormiliz IS dazu angestiftet. Wegen technischer Mängel hätten die Sprengsätze nicht gezündet, hieß es. Der Zwölfjährige wurde in der Stadt geboren und wohnte dort auch während der Vorfälle. Das sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal, Hubert Ströber, am Freitag. Die Staatsanwaltschaft sehe von Ermittlungen gegen das strafunmündige Kind ab, das sowohl die deutsche als auch die irakische Staatsbürgerschaft habe. Er befindet sichnach Angaben der Stadt Ludwigshafen in einer geschützten Einrichtung.

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